Halbwelt by Eftos - HTML preview

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(VII) Krisenstimmung

"Seltsam" murmelt Prinz Henley zu Westerburg in Richtung seines besten Freundes Svinenysh den Ruba. Er schüttelt dabei leicht den Kopf.

Zu dritt sitzen Sie an diesem schönen Septemberabend vor dem Jungenwohnheim des Alanis. Die kleine Gang hängt bei gutem Wetter gerne abends vor der Bude im Freien ab.

Der dritte im Bunde ist kein geringerer als der Vierzehnjährige Mikkel Silva, seines Zeichens angehender Telematiker. Er verbringt bereits einen Großteil seiner Freizeit oben am geostationären Teilchenbeschleuniger Tunnel Gamma I. Mikkel ist eher Einzelgänger, hat wenig Freunde, aber Henley und Svinenysh gehören definitiv dazu.

Froh waren Sie, vom Tunnel-Konsortium das "der Fette" endlich einen Auszubildenden hat. Zuvor hatte Njall Linaesu jeden Ihrer Kandidaten eiskalt abblitzen lassen. Doch das nur nebenbei.

"Was genau höchst unerwünscht ist nun?" Svinenysh sieht Henley fragend an.

"Ach, Patchara ist offline. Schon ne ganze Weile. Seit 16:02 Uhr. Ohne bin-fort Message…"

"MMhm" brummt Svinenysh "Beleidigt deswegen immer noch wegen Referat ist Sie? Aber, no nie nu. Glauben kann das nein bestimmt."

"Ich kann dir sagen wo sie steckt" meint Mikkel lapidar. "Mutier mal deinen Comm her, Henley. Ich kenn da einen Hack."

Zisch! Ein Comm segelt von A nach B. Mikkel beginnt sofort mit der Blinzelei. Er verzieht sein Gesicht.

"Wie? Lyporo, Nähe alter Bahnhof. Was will Sie denn da?" meint er abschließend.

"Unmöglich!" Meint Henley abwehrend. "Gib mir das mal her." Fassungslos schaut er auf die Karte, Svinenysh kratzt sich am Hinterkopf. Er hat ein schlechtes Gewissen wegen dem kleinen Streit gestern.

"Also bevor wir jetzt falsche Schlüsse ziehen gehen wir erstmal rüber zu Ihr" meint Henley. "Sie ist heute glaub ich mit Regina Natchersville heimgelaufen. Fragen wir Die doch einfach mal."

"Aufgehts schlußdrauf weg!" Plärrt Svinenysh, springt auf und sprintet los. Die beiden anderen haben Mühe Ihm zu folgen.

 Keine Vier Minuten später stehen Sie vor Patcharas Wohngebäude. Mikkel klingelt bei Regina. Keiner daheim.

Svinenysh der Ruba steht derweil vor dem Aufgang, schaut aber Richtung Park. Er hält eine Hand ans Kinn, kurz darauf beginnt er zu schnüffeln.

"Faul was ist bestimmt" beginnt er. Dann gibt er grunzende und schnarchende Geräusche von sich. Er verhält sich gerade so als ob er die Moleküle der Luft in seiner Nase einzeln zerlegen könnte. Er schmatzt, quiekt, hoppelt und pfeift dabei. Die Fünf Sinne der Ruba des Trymoo sind viel feiner als die der Menschen.

Trotzdem sehen sich Henley und Mikkel mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ja, Svinenysh ist auch nach drei Jahren für eine Überraschung gut.

Plötzlich springt er mitten in einen Busch. Ein überraschtes "Oh!" ist deutlich zu vernehmen. Henley rast los, Mikkel hinterher.

Dort im Gebüsch sitzt er, Svinenysh, in seinen Armen die bewusstlose Regina Natchersville. "Hmmm" macht er.

Dann beginnt er sie in Speedcore-Geschwindigkeit zu kitzeln. Am Bauch, unter den Achseln, an den Fußsohlen. Schließlich beklatscht er Ihre Backen so schnell, das wahrscheinlich zwischen jedem Tapp die Schallmauer durchbrochen wird.

Regina beginnt zu blinzeln. Sie erwacht. Benommen schaut Sie sich um. Zuerst erschrickt sie, stößt einen schrillen Schrei aus. Dann erkennt Sie jedoch Ihre drei Retter.

"Wo bin ich?" sind Ihre ersten verwirrten Worte. "Wo ist Patchara?"

"Seit Ihr zusammen rüber?" fragt Henley sogleich. "Ja" antwortet Regina: "gleich nach der Schule sind wir zusammen heimgegangen, bis …"

"Was ist passiert?" Henley ist entsetzt! "Bitte Regina, du musst dich erinnern!"

"Keine Ahnung! Ich hab das Bewusstsein verloren. Irgendwas war da vor meinem Gesicht…"

Svinenysh weiß mehr, er quakt: "Sonne klar ganz ist wie bestimmt! Ist Patschala Petch-a-boon entführt Sie. Rennen wir Trommeln alles los geschwind!"

Henley wird mulmig, er fragt: "Regina, kannst du laufen?" Regina rüttelt und schüttelt sich, Sie antwortet: "Ich glaub schon, ja." Sie sieht Henley fragend an.

"Dann geh gleich rüber ins Sekretariat." Meint er: "Erzähl denen alles was du weißt. Auch das Patchara entführt worden ist. Aber verschweig erst mal das wir es waren die Dich gefunden haben, ok? Das bleibt unser Geheimnis." Regina nickt und macht sich sogleich von dannen.

"Sie ist zwar noch was wackelig, aber es dürfte gehen. Wir haben nämlich wichtigeres vor. Los Jungs, rüber zu uns und rauf auf die Wheelers!" Mit diesen Worten sprinten die drei zurück, Svinenysh vorneweg.

Der alte Bahnhof Lyporo liegt einfach zu nah um den Wespley anzuschüren. Außerdem verliert man wertvolle Zeit bis man erst mal bei Ihm ist. Also sind die All-Terrain-Räder die bessere Alternative.

Svinenysh ist ein ausgezeichneter Pilot geworden. Seit dem Abenteuer auf dem Exo ist er wie wild aufs wheelen. Was hat er sich gefreut als er vor zweieinhalb Jahren seinen von Henley geschenkt bekommen hat.

Die Flitzerei ist ein liebes Hobby der drei Teenager geworden. Der Dritte gehört normalerweise Patchara. Jetzt ist er allerdings frei für den 14 jährigen Juno-Tec Mikkel Silva.

Noch im Lauf schaltet Henley diesen für Ihn frei. Aufgesattelt, losgedüst. Drei Junge Rocker machen die Straßen Lyporos unsicher.

Svinenysh ist wie immer der schnellste. Hals über Kopf schneidet er jede Kurve. Henley hat Mühe hinterherzukommen. Manchmal ist er so schnell, dass Henley nur aufgrund aufgeregten Hupens die Orientierung behält.

Die raue alte Bahnhofsgegend ist erreicht. Svino fällt zurück, immerhin weiß nur Mikkel genau Bescheid.  Dieser überholt alle und wedelt neben den Ohren, die anderen sollen Ihm folgen.

In einer eher unspektakulären grauen Seitenstraße stoppt er dann und sieht sich fragend um. Hoppel-Hüpf. Svinenysh ist schon bei Ihm.

"Mmhh" meint der junge Telematiker. "Unsere Position ist korrekt. Nur die Höhe ist falsch."

"Hier Henley: Position + 20 Höhenmeter, gleich da drüben!" Svinenysh begutachtet Mikkels Display. Keine drei Sekunden später, also sofort, unvermittelt, sogleich hüpft er los.

Wie ein Kletteräffchen springt er am beschriebenen Hause hoch. Um noch mehr Schwung aus der Aktion zu bekommen hangelt er sich ab der Hälfte an den zwei Nachbarhäusern rauf, das heißt er springt zwischen den Mauern hin und her immer weiter nach oben.

Mikkel und Henley sehen sich vielsagend an. Ja, Svinenysh Galactic steckt voller Geheimnisse.

Svino steht derweil oben und winkt mit irgendwas. Dann beginnt der Abstieg. Wieder zwischen den Gebäuden. Er scheint sich irgendwie daran festzusaugen. Doch Henley erinnert sich nun.

Vor etwas weniger als drei Jahren, nach Ihrem überstandenen Abenteuer auf dem Exo hat sein bester Freund Ihm mitgeteilt, dass es quasi ein Sport auf dem Trymoo sei, die Ruba-Häuser von außen hochzukraxeln. Die haben zwar alle Treppen drin, doch außen herum macht es einfach mehr Spaß. Ein Hobby, das sich heute auszahlt.

Wild hechelnd ist derweil der junge Ruba zurück. Stolz hält er seine Trophäe, Patcharas Comm, in Händen.

Mikkel betrachtet das Gerät kritisch: "Sieht so aus, als ob zuerst versucht worden ist das Handy mit Gewalt zu zerstören. Rohrzange oder so."

Gespannt lauschen seine Freunde zu: "Als das dann misslungen ist, oder aus Vorsicht, wurde er dann einfach rausgeworfen. Ziemlich schlau, denn die Blackbox funktioniert noch einwandfrei. Da braucht‘s mehr als eine Zange. Dieser innerste Kern ist unglaublich stabil, wenn man bedenkt…"

Henley unterbricht Ihn: "Mikkel! Keine Technischen Details. Ich glaub dir aufs Wort. Was kann man sonst noch sagen?"

"Naja, einiges" meint der schlaue Tec. "Ab hier, zumindest in der Gegend, muss sie im Flyca transportiert worden sein. Sonst hätten wir den Comm in der Nähe des Alanis gefunden."

"Es ist davon auszugehen, dass die Entführer den Comm möglichst schnell loshaben wollten. Natürlich kann das alles auch ein Täuschungsmanöver sein…"

Mikkel fährt fort: "Dennoch glaube ich, dass Sie Patchara auf dem Campus überwältigt haben und dann irgendwie raus. Später umladen und weg. Ziel: Unbekannt. Richtung…" Mikkel sieht sich um "tja, wohin geht’s denn da. Hinter in die Wälder? Oder doch eine Hoax? Bin kein Kriminalist."

Henley nickt. Er beißt sich jedoch auch nervös auf die Unterlippe. Kenner können bezeugen: Das kommt äußerst selten vor. Dann meint er pragmatisch:

"OK Jungs, dann kehren wir jetzt von unserer Spritztour zurück. Kein Wort zu irgendjemand. Den Comm halten wir auch erstmal geheim, bis jemand gefunden ist dem wir wirklich vertrauen können. Ich kann mir vorstellen dass in der Schule mittlerweile der Rave begonnen hat."