Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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31.  Lügengeschichte




Vor langer, langer Zeit soll einmal in irgendeinem Dorf ein Mann ohne Hals mit einer Kraxe ohne Rahmen auf dem Rücken und einem Beil ohne Stiel über der Schulter zu einem sandigen Flußufer gegangen sein, um dort einen Baumstumpf, der keine Wurzeln hatte, auszumachen.

Daß dieser Mann mit dem Beil ohne Stiel diesen Baumstumpf ausmachte, ging irgendwie daneben, er hieb sich in eine Zehe, die keinen Nagel hatte, und das weiße Blut soll nur so herausgeflossen sein. Also mußte er ganz eilig einen Arzt aufsuchen.

Doch unterwegs traf er einen buddhistischen Mönch und einen Eunuchen, die stritten sich. Der Eunuch hielt den Mönch an seinem Haarknoten fest, während der Mönch die Hoden des Eunuchen umklammert hielt, und so kämpften sie miteinander. Mit viel Mühe konnte er sie auseinanderbringen und den Streit schlichten, fand dann einen Arzt, doch der brauchte ein Messer. Er ging in die Küche, da soll aber das Messer mit einer Kalebasse in der Hand herumgelaufen sein und nach Wasser verlangt haben. Also ging er wieder zum sandigen Flußufer, und vom grünen, grünen Himmel ergoß sich ein Schauer, und als dann das Flußwasser so dahinfloß, kam obendrauf ein großes Bündel angeschwommen. Mit einer Hacke ohne Stiel holte er das Bündel aus dem Wasser, und als er es aufmachte und hineinsah, hin und her hüpfte da drinnen — eine faustdicke Lüge ...