The Forgotten People & Company by Henry Smith - HTML preview

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CHAPTER 6

Wender & Duerholt

(Australia)

Die nach dem zweiten Weltkrieg mit Abstand wichtigste Entwicklung der Firmen geschichte war sicherlich das durch die Presse 1952 so bezeichnete „Australien projekt“, aus dem eine Firmenausgruendung auf  der anderen Seite der Welt entstand, und wodurch auf  dem „fuenften Kontinent“ der Name „Wender & Duerholt“ bis heute präsent ist. Anfang März des genannten Jahres berichteten die Remscheider Zeitungen, dass in Lennep auf  dem Werkshof  von Wender & Duerholt eine australische Pruefungskommission tage, die freiwillige Projektanwärter auf  ihre „fachliche und charakterliche Eignung“ pruefen sollte. Selbstverständlich mussten sie auch „kerngesund“ sein. „OK – engaged“, das war das Zauberwort fuer ca.150 Deutsche aus Lennep und Umgebung, die in Down Under eine große Aufgabe bewältigen sollten. Im Auftrage der Suedaustralischen Regierung waren Tausende von Siedlungshäusern zu errichten. Neben dem Anfangsauftrag von 500 Häusern wurde nochder Bau des bis dahin größten Wolllagers im Lande bewältigt, wohlgemerkt sollte es sich bei dem allen nur um einen Beginn handeln, weitere Projekte waren bereits ins Auge gefasst. Übrigens betätigte sich die Städtische Sparkasse Remscheid seinerzeit bei der Abwicklung der finanziellen Seite als Außenhandelsbank. So schnell dann alles ging, und so groß die Bereitschaft seinerzeit war, in ein fremdes, völlig unbekanntes Land zu gehen, das ganze Projekt fiel nicht vom Himmel, sondern es war vom Chef  und Eigentuemer der Firma, Eugen Lohmann, bereits mehrere Jahre vorbereitet worden. Am Anfang stand eine internationale Ausschreibung des australischen Bundesstaates Victoria. Die Firma Wender & Duerholt bewarb sich, und Eugen Lohmann begab sich bereits 1950 nach Australien, um im Sueden des Kontinents Geschäftsbeziehungen zu knuepfen. Noch im gleichen Jahr stellte die Lenneper  Firma dort das erste Musterhaus auf. Als sich weitere mittelfristige Aufträge abzeichneten, ein Beweis fuer die gute Qualität und Beliebtheit der der W & D Fertighäuser, entschloss man sich im Jahre 1952, in South Australia einen Zweigbetrieb zu errichten, nämlich die Firma „Wender & Duerholt (Aust.) Ltd.“. Das erste Werk wurde daraufhin an der Bennett Avenue in der Hauptstadt des Bundesstaates Suedaustralien in den Jahren 1954/55 fertig gestellt. Als Eugen Lohmann im Jahre 1962 während seiner nunmehr fuenften Reise nach Australien seinem dortigen Kooperationspartner, dem South Australian Housing Trust, zum zehnjährigen Jubiläum seines australischen Firmenteils ein gerade in Lennep neu entwickeltes Fertighaus präsentierte, blieb auch dies nicht ohne Folgen: der neue Haustyp wurde, nunmehr vor Ort gefertigt, beim Bau einer neuen Satellitenstadt verwendet. In Christies Beach, einer seeseitligen Vorstadt von Adelaide, waren schon bald 200 W & D fertighäuser montiert, 200 weitere befanden sich in der Vorfertigung. Insgesamt baute die Firma Wender und Duerholt in Australien ueber 7000 Fertighäuser, darunter auch Wohnheime fuer Pensionäre, wahrscheinlich eher mehr, denn unter dem Qualitätssigel „Wender & Duerholt“ veränderten sich später die Besitzverhältnisse, und esentstanden in Verbindungmit dem angestammten Namen unterschiedliche Firmen, die weiter entwickelte Haustypen anboten, und deren Tätigkeit bis in die Gegenwart reicht. „Wohlfeile Häuser in großem Stil“, so könnte das Nachkriegsmotto von Wender & Duerholt geheißen haben, auch in der alten Heimat wandte man sich ja neben den Projekten in der konventionellen Bauweise de Fertig hausbau in großem Umfang zu. So wurden etwa im nahen Schwelm Anfang der 1960er Jahre auf  einen Schlag 50 Einfamilienhäuser errichtet.

Während in Remscheid-Lennep kaum mehr als eine schwache Erinnerung an die Firma Wender & Dürholt existiert, zeugt im australischen Christies Beach noch heute eine Skulptur doppelter Lebensgröße von der Bedeutung des Unternehmens. Es trägt den Titel „The Rainmakers“ und stelltzwei alte australische Eingeborene dar, schwatzend auf  einem Felsen beim Vollzug ihres Regenzaubers. Das vom Firmenchef  Eugen Lohmann gestiftete und vom damaligen Premier minister des Staates Südaustralien im Jahre 1965 enthüllte Bronzekunstwerk ist zudem in einem Park positioniert, der nach dem Lenneper  Unternehmer benannt ist. Nachfahren Eugen Lohmanns leben heute in Lennep wie auch in Australien. Reizvoll wäre sicherlich, das Schicksal der seinerzeit nach Australien mit gegangenen Firmenangehörigen weiter zu verfolgen.

So mancher Betriebsangehörige hat in Australien seine Geschichte aufgeschrieben und auch mit Bilddokumenten versehen. Bereits im Juni 1952 berichteten die Firmenmitglieder Helmut Link und Walter Wiegelmann, die schon in Deutschland etwas Englisch sprachen und von Anfang an in herausgehobener Position und später als Direktoren dabei waren, über die einzelnen Stationen ihrer langen Reise, die vielen Deutschen in Südaustralien und den im Vergleich zur deutschen Nachkriegswirklichkeit sehr hohen Lebensstandard. Natuerlich war Einiges fremd: „hier trinken die Leute Zitrone in den Kaffee und Milch in den Tee, es gibt Katzen ohne Schwanz und schwarze Enten, jedoch laufen Kaninchen und Kängurus nicht zu Dutzenden durch die Straßen, wie in Deutschland oft erzählt wird“. Im verlaufe der Jahrzehnte wurden weiterhin in den Remscheider Zeitungen immer wieder Erlebnisberichte abgedruckt, wobei die angenehmen Erinnerungen an die Anfangszeit sicherlich überwogen. Im Jahre 1954 kursierten Gerüchte, deutsche Arbeiter würden in Australien, insbesondere beim Eisenbahnbau, wie Sklavenarbeiter gehalten. Das war so durchaus nicht der Fall, aber auch die deutschen Arbeiter, Vorarbeiter und Bauleiter von Wender & Dürholt wohnten anfangs sehr bescheiden in den von ihnen aus Lennep selbst mitgebrachten Wohnbaracken und bildeten in der neuen Welt als zunächst zeitlich befristete Kontraktarbeiter eine räumlich und gesellschaftlich recht isolierte Gemeinschaft, deren Angehörige von Seiten der australischen Behörden aufgrund eines noch bestehenden Gesetzes bezüglich der ehemaligen Kriegsfeinde zunächst nicht zur Einwanderung vorgesehen waren. Dennoch wurde der von der südaustralischen Regierung kostenlos angebotene Englischunterricht gerne angenommen. Von der Lenneper Stammfirma erhielten die Mitarbeiter öfters deutsche Bücher, Zeitschriften und sogar Schmalfilme, um den Kontakt nicht abreißen zu lassen. Telefongespräche nach Deutschland waren damals zu teuer, und die Briefpost brauchte ihre Zeit. Durch die Gesamtumstände erklärt sich auch, warum zunächst sehr wenig Frauen und Kinder von Deutschland mit nach Australien gingen. Bald jedoch wurden die völlig anderen Lebensverhältnisse von  den Deutschen als Zukunftschance empfunden und in vielen Fällen die wirkliche Auswanderung und Naturalisierung angestrebt. Im ersten Teil dieser Reminiszenz an die Lenneper Firma Wender & Dürholt war beispielsweise von der deutschen Liedertafel von 1858 in Adelaide die Rede, die nicht zuletzt durch Mitglieder der ehemals Lenneper Firma aufgefrischt werden konnte. Im Jahre 1965 beschäftigte Wender & Dürholt in Südaustralien nach einem Zeitungsbericht knapp 100 Arbeiter, die inzwischen mehrheitlich auch registrierte Einwanderer waren. Auch der Firmenchef  selbst begeisterte sich für das australische Leben und legte sich in Adelaide ein Haus zu. Da er natürlich auch in Deutschland informiert sein musste,ließ er sich wöchentlich per Luftpost einen Lagebericht nach Lennep schicken.  Erst spät begann die australische Gesellschaft, sich im Rahmen der Aufarbeitung des nationalen historischen Erbes auch allgemein auf  die Aufbauleistung der deutschen Migranten zu besinnen. In diesem Zusammenhang wurde im Jahre 2003, also 50 Jahre nach dem Lenneper „Australienprojekt“, in der zehn Kilometer südlich von Adelaide gelegenen Stadt Marion dieser Arbeit gedacht und im Beisein der Bürgermeisterin und mehrerer Deutscher, die seinerzeit mit dabei waren, enthüllte man einen Gedenkstein, der (hier in deutscher Übersetzung) folgend Bürgermeisterin und mehrerer Deutscher, die seinerzeit mit dabei waren, enthüllte man einen Gedenkstein, der (hier in deutscher Übersetzung) folgende Inschrift trägt: „

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The men zu W&D im Einzelnen

 Rose Cottage – eines der Holzskeletthäuser, die im Jahre 1953 für den South Australian Housing Trust von deutschen Arbeitern errichtet wurden, die bei Wender & Duerholt beschäftigt waren“