(XV) Wubot
"Raumanzüge angezogen!" Henley drückt den Knopf, die Sitze fahren ein, er und Svino rutschen hinter in den Laderaum des eleganten Schiffes.
Hier am Boden des Wespley ist neben der Sozialkabine auch noch beachtlich Platz für wichtige Notausrüstung.
Henley drückt einen Knopf und zwei seltsam geformte Würfel fallen heraus. Ein weiterer Knopfdruck und die modernen Luftgepufferten Titankarbon Doppelkammer-Raumanzüge entfalten sich.
"Sobald wir drin sind füllen wir den Puffer" meint Henley in Richtung seines treuen Mitstreiters. "Dann befestigen wir uns gegenseitig die Sauerstoffpatronen hinten."
Svino nickt, er ist nun wieder voll bei der Stange. Keine Spur mehr von seinem Durchhänger eben. Er ist bereit zusammen mit Henley diese Sache bis zu jeglichem Ende durchzustehen.
"Sobald wir atmen können dekomprimiere ich die Kabinenluft in den Bordvorrat und wir zwei hübschen hüpfen raus."
Gesagt getan. Zwei Astronauten stehen bereit. Henley betätigt seinen Comm. Das hinterste Cockpit des Wespley springt auf.
So geschieht es, das Prinz Henley zu Westerburg und der erste Ruba des Trymoo, Svinenysh, die Oberfläche des alten Wu im Orbit des Gasriesen Attib im Zentrum des Raah Systems betreten.
Henley sieht sich um: "Da vorne ist sie ja, unsere Station."
Eine alte Fahne mit dem Wappen derer von Westarp ist zu erkennen. Weiter hinten sind noch ein oder zwei metallische Verschläge zu erkennen.
"Das soll alles sein? Na schön, Svino, wir haben keine Wahl, vorwärts!"
Gleich darauf ist das erste Gebäude erreicht. Nullatmosphäre. kalt und tot. Henley öffnet die Tür. Alles Dunkel. Im Helmlicht erkennt er keinerlei Kommunikationseinrichtungen. Nur antiquierter Elektronik-Schrott am Boden ist zu sehen. Ansonsten ist die Bude total verlassen. Aber noch ist Hoffnung.
Weiter zur zweiten Hütte. ‚Die sieht mindestens genauso verwahrlost aus‘, denkt sich Henley dann bekommt er plötzlich ein Signal in seinen Helm, wieder dieses "WUBOT WUBOT". Was soll das?
Zwei Meter weiter steht Svinenysh entgeistert in der Landschaft rum und schaut auf diesen …, ja, was ist das genau? Ein Roboter? In dieser Form?
Unter normalen Umständen wäre die Erscheinung fast schon zum Lachen. Vor Ihnen steht auf seinen zwei Rollketten eine Metallmaschine in Ihrer uralten Pracht.
Es ist eine seltsame Erscheinung mit Stummelarmen aus Stahl rechts und links. Hinter Ihr und seitlich davon sind Solarzellen ausgebreitet, saugen verzweifelt nach dem bisschen Energie des Raah hier am kurzen Tag des Wu. Auf den Rumpf haben Sie Ihm etwas Kopfähnliches gezimmert. Kameras sollen wohl Augen Imitieren.
Wieder ist dieses "WUBOT" im Helm zu hören. Auch wenn Henley sich noch nie in seinem gesamten Leben so sehr über einen Blechgesellen gefreut hat wie über diesen Wubot, so weiß er doch: Nun wird’s kompliziert!
Wie um alles in der Welt soll man mit dieser verstaubten Maschine kommunizieren? Was macht die hier?
Henley blättert in seinem Comm nach den alten Kommunikationsprotokollen. Schließlich findet er einen der passen könnte. Infrarotkommunikation zu einem Uralt-Staubsauger der Ruba-Klasse.
Tatsächlich, ein ähnliches Gerät, ID "WUBOT" wird gefunden. Henley stellt eine Verbindungsanfrage.
"Wubot hört" krächzt eine Computerstimme in Henleys und Svinenyshs Ohr, denn alles was Henley hört bekommt auch der junge Ruba durchgestellt.
"Wer bist du?" fragt Henley.
Regungslos antwortet die Maschine: "Wubot versieht seinen Dienst. Wetterdaten sammeln, abspeichern, aufbewahren. Letzte Kommunikation mit den Herstellern vor T-1,576*10hoch8 Sekunden. Dienstantritt vor T-7,569*10hoch8 Sekunden. Offlinespeicher reichen noch T-0,923*10hoch9Sekunden. Danach FiLo Überschreibungsmodus."
"Kannst du die Hersteller auf dem Trivy kontaktieren?" fragt Henley hoffnungsvoll. Wubot überlegt, selbstverständlich ohne jegliche äußere Regung. Dann krächzt er wieder:
"Nein, unmöglich. Energieproblem. Nur lokale Transmission möglich. Infrarotschalte zieht zu viel Energie." Schnell rückt seine Achse um ein Zentimeter nach rechts, er steht somit wieder optimal im spärlichen Licht.
Henley, der Verzweiflung nahe, stellt eine letzte Frage. "Ist noch ein System außer dir hier aktiv?"
"Nein, Wubot ist die Station. Wubot ist aktiv seit T-7,569*10hoch8 Sekunden. Offline Sammeldaten können abgeholt werden."
Henley lässt die Schultern hängen, er resigniert. Svinenysh geht in die Knie. Was für eine Enttäuschung! Alles aus? Das Ende der Abenteuer? Nie mehr ein Wiedersehen mit Patchara Petch-a-boon?
Was bleibt noch zu tun? Zurück zum Wespley und die letzten Tage in völliger Schwermut und Abgeschiedenheit irgendwie rumbringen?
So ein Ende hat kein junger Mensch verdient! Das wünscht man niemanden. Es sieht tatsächlich so aus als ob alles Gute aus der Welt verschwunden ist.
Hier in der zeitlosen Wüste des Wu, im Exil, entscheidet sich also das Schicksal des jungen Prinzen zu Westerburg.