(XIV) Exil
"Lieber Svino, Ich glaube wir haben ein Problem" dämmert es Henley in seinem Pilotensitz, hier, weit draußen im Interplanetarischen Raum des Raah Systems.
Die inneren Planeten sind verschwunden, der Bogen hin zum Attib war zu stark. Stattdessen liegt der erste Gasriese des Systems nun groß und mächtig vor Ihnen.
Wenig erforscht ist er, eventuell sogar uninteressant für die Geophysiker, was will man auch schon dort? Der Kern ist unerreichbar, metallischen Wasserstoff zu durchfliegen ist auf lange Sicht technisch unmöglich.
Es gibt Festkörper-Trabanden die Ihn begleiten, 32 an der Zahl. Der bekannteste und gleichzeitig am besten erforschte davon ist der kleine Mond Wu. Dieser ist kein Unbekannter für die Menschen des Trivy. Auf Ihm gibt es seit dreihundert Jahren bereits eine unbemannte geologische Station.
Svinenysh ist’s zwischen Hoffen und Bangen zumute. Auf der einen Seite ist er froh den erfahrenen Piloten Henley an seiner Seite zu haben, auf der anderen muss sich selbst dieser Draufgänger der Physik geschlagen geben. Ohne Sprit gehen bald die Lichter aus.
Das Kommunikationsproblem muss deshalb behoben werden. Henley ist verzweifelt. Die Comm meldet einen Fehler nach dem anderen. Irgendjemand hat hier ganze Arbeit geleistet.
"Svino, unsere gesamte externe Kommunikation ist abgestürzt. Wir sind mehr Komet als Schiff im Moment. Die einzige Chance ist der Wu! Der steht sogar derzeit recht günstig."
Entschlossen setzt Henley einen Kurs. Der zweitäußerste Mond des Attib ist recht einfach anzufliegen, auch deshalb wurde er als letzter Außenposten des Raah Systems gewählt.
Bald erscheint er, kalt und grau. Henley programmiert eine Umlaufbahn. Sobald sie sich in Rotation befinden wird er den Impulsantrieb runterfahren.
Die Szenerie ist gespenstisch: Mit fast leerem Tank, unbemerkt, allein in der schwarzen Nacht. Nur der Computer zeigt die Lokalzeit der Trivy. Hier draußen im Land ohne Gegenwart gibt es keine solche.
Wespley scannt die Oberfläche des Trabanden. Ankommende Transmissionen können zum Glück noch verarbeitet werden. Das Schiff sucht nach den Signalen der Station. Irgendwann muss die sich doch verraten.
Henley und Svino kreisen bereits mehr als 30 Minuten um den Steinball unter Ihnen. Immer noch keine Lebenszeichen. Wurde die Station aufgegeben?
Da! Eine schwache Eingangs-Signatur. Seltsam, WUBOT, leise aber immerhin. Was das wohl soll? Außerdem sind die Koordinaten endlich klar.
Henley setzt den finalen Kurs. Alles auf eine Karte. Wenn Sie unten heil ankommen sind sie pleite. Erneutes aufsteigen? Unmöglich!
Henley dreht sich um: "OK Svino. Jetzt werden wir diese Station mal auseinandernehmen. Ein bisschen was von Telematik versteh ich auch." Er macht eine Pause "ich hätte trotzdem mehr auf Mikkel hören sollen. Der kann gut erklären" sinniert er weiter.
Svinenysh, ungewohnt wortkark, murmelt kraftlos zurück "drauf zu ok los wir." Leise ist er geworden, ausgepowert. Etwas Neues ist passiert: Der mutige Ruba hat fast seine gesamte Hoffnung verloren.
Henley versucht seinen besten Freund aufzumuntern: "Kopf hoch, Svino. Wir rufen Khi-Chiko an, dann warten wir bis wir abgeholt werden. Unsere Vorräte sind gut bestückt."
Wespley geht in den Landeanflug. Auch wenn der Raah derzeit im Rücken steht, es also leidlich Tag ist auf dieser Seite des Mondes, so sind keine Lichter zu erkennen. Alles dunkel auf der Oberfläche.
Immer tiefer sinken Sie, die Zielkoordinaten sind nun bald erreicht. Henley sieht sich um. Irgendwas Undefiniertes meint er zu erkennen bevor die Bordelektronik den Landevorgang einleitet.
Ein weiteres, vielleicht letztes Mal stellt sich Ihr treues Raumschiff auf und landet Turbgetrieben in der Nullatmosphäre des kalten unbewohnten Wu.