Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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29.  Treue Freunde




Früher einmal lebten ein Vater und sein Sohn. Der Vater ließ immer, wenn der Sohn nur seinen Reis aß, Freunde dazu kommen, damit sie vertraut miteinander würden. Drei Jahre vergingen so, und da rief eines Tages der Vater den Sohn. Er fragte ihn, mit wieviel Freunden er denn in dieser Zeit vertraut geworden sei. Als der sagte: »Ein paar tausend könnten es schon sein«, da meinte der Vater, von nun an solle er prüfen, wie viele davon wirkliche Freunde geworden seien.

In ihrem Haus nun gab es ein großes Schwein, das töteten sie, zogen ihm alle Borsten aus, steckten es in einen Sack, und den nahm der Sohn auf den Rücken.

»Also«, gebot ihm der Vater, »du gehst hinaus und zu dem Freund, den du für deinen besten hältst, und erzählst ihm, daß du dieses und jenes gemacht und dabei einen Menschen getötet hast. Ja, und du bittest ihn, dich und die Leiche zu verstecken.«

Der Sohn tat, wie ihm der Vater geheißen, ging zu seinem besten Freund und erzählte ihm die Geschichte. Doch dieser Freund weigerte sich zu helfen, weil für ihn selbst die Sache schlimm ausgehen könne, und drängte ihn, schnell zu verschwinden. Er ging dann der Reihe nach zu seinen übrigen Freunden, aber alle, alle weigerten sich. Und weil da gar nichts zu machen war, ging er, das Schwein auf dem Rücken, wieder nach Hause zurück.

Der Vater sah das und meinte, er wolle selbst auch mal seine Freunde prüfen. Er nahm die Last auf den Rücken und ging zu einem seiner Freunde. Dort sagte er nur: »Ich habe einen Menschen getötet« — da zog ihn der Freund schnell ins Haus hinein und schlug vor, man könne ja den Leichnam unter dem Zimmerboden vergraben.

Der Sohn, der das mitbekam, war sprachlos, aber der Vater sagte: »Wenn du dir schon Freunde suchst, dann richtige, keine, die nur dem Namen nach Freunde sind!«