Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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3. Insam




In alten Tagen lebte ein Ehepaar gut zusammen, doch lange Zeit hatten sie kein Kind, das von ihnen behütet werden konnte. Deshalb betete die Frau jeden Tag aufs neue zu Gott und bat ihn darum, sie doch ein Kind zur Welt bringen zu lassen. Da erschien ihr nachts der Gott im Traum und sprach: »Morgen, ganz früh, komm zu diesem Berg an diesem Ort. Wenn du das so machst, werde ich dir das geben, was du dir so sehr wünschst«, und verschwand wieder.

Als die Frau so geträumt hatte, war sie ganz glücklich; sie wartete, bis der Morgen dämmerte, dann ging sie zu dem Berg und zu dem Ort, wie es der Gott sie gelehrt hatte. Aber da gab es kein Kindlein, das sie so sehr ersehnt hatte, nur eine Pflanze, die so ähnlich aussah wie ein Mensch. Die Frau dachte, das müsse es sein, wovon der Gott gesprochen hatte, und sie nahm die Früchte dieser Pflanze alle mit nach Hause und pflanzte sie in den Garten. Nicht sehr viel später kamen die ersten Sprossen heraus, und sie freute sich sehr darüber. Viele Jahre pflegte sie die Pflanzen, da blühten aus ihnen rote Blüten, und deren Gestalt war auch wie die von Menschen. Weil das so war, nannte sie die Pflanze »Blume mit der menschlichen Gestalt« — das nämlich heißt Insam.