Die Katastrophale Metamorphose des Ovid by Jo Krall / Hugo C - HTML preview

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Tag 5 – Sonntag 20. Juni

Als ich aufwachte, war die Frau weg. Keinerlei Indizien belegten die Ereignisse der Nacht. Mein Körper zeigte keine sichtbaren Spuren des nächtlichen Intermezzos und roch wie immer. Im Tageslicht fiel die Erinnerung rasch von mir ab. Unbekümmert packte ich mein Gepäck ein, trank einen Schluck Zitronensaft und machte mich auf den Weg.

Der Rest der Wanderung verlief ereignisarm. Am Nachmittag fing es entgegen der Vorhersage an, leicht zu regnen und ich kürzte die Route ab. Bei meinem Auto angekommen, setzte ich meinen Rucksack ab, um die Schlüssel aus der Seitentasche zu holen. Sie waren sie nicht mehr dort. Nervös durchsuchte ich zuerst ihn gründlich und danach meine Hosentaschen, vergeblich. Die Schlüssel waren fort. Ich fluchte. Den ganzen Weg abzusuchen, würde zwei Tage dauern und wäre wenig aussichtsreich. Wie ein trotziges Kind ging ich zu dem Auto und versuchte, es ohne Schlüssel zu öffnen. Zu meiner Überraschung bewegte sich die Türe tatsächlich. Einer Eingebung folgend, suchte ich das Autoinnere nach dem Schlüssel ab und fand ihn im Handschuhfach. Nie legte ich ihn dorthin.

Bei der Heimfahrt blieb ich im starken Rückreiseverkehr in die Hauptstadt stecken und kam erst gegen neun Uhr zu Hause an. Angelika 2.0 saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher, mich ostentativ ignorierend. Ich wärmte eine Pizza auf und duschte, während der Backofen heizte. Stehend aß ich in der Küche. Einer Eingebung folgend, ging ich nicht in das Schlafzimmer, sondern setzte mich im Wohnzimmer in einen Fauteuil nahe der Doppel-X, nahm ihr die Fernbedienung weg und zippte durch die Kanäle. Das Wesen setzte an, zu sprechen, stoppte mittendrin und ging ihrerseits in unser Schlafzimmer. Nach zwanzig Minuten Kanalwechsel schaltete ich das Gerät ab. Einige Zeit blieb ich sitzen, ließ die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren und nickte ein.