Die Katastrophale Metamorphose des Ovid by Jo Krall / Hugo C - HTML preview

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Tag 6 – Montag 21. Juni

Als das Sonnenlicht meine Lider benetzte, schreckte ich hoch. Ich lag im Wohnzimmer, mein Rücken schmerzte, die Uhr am Fernseher zeigte 8.14. Zu spät für meinen Dienstbeginn. Kümmerte es mich? Ich war gespalten, Ordnungsreflex versus Neue Lässigkeit. Aus dem Schlafzimmer schlug mir übler Geruch entgegen. Ich hielt den Atem an, holte meine Kleidung und entfernte mich.

Erinnerungen an die letzten zwei Tage zogen vorüber. Was war am Wochenende passiert? Im Rückblick haftete den Ereignissen eine überlebensgroße Bedeutung an. Mir war, als hätte ein dem Schattenreich entlaufener Staubsauger meinen Samen aufgesaugt. Im Gegenzug hatte die Hexe mir übermenschliche Qualitäten verliehen, wie das Drachenblut Siegfried. Der Anblick des alten Körpers der Frau flackerte stroboskopartig vor meinen Augen, mein Glied zog sich unter dem Eindruck der Erinnerung an ihre Zähne zusammen. Mich schüttelnd, blickte ich in das Sonnenlicht, um den Nachgeschmack ihrer Berührungen samt Brechreiz zu vertreiben. Bewusst verlangsamte ich meinen flachen Atem. Augen kurz geschlossen, tief einatmen. Erneut.

Mein Körper entspannte sich, die angezogenen Schulterblätter senkten und verbreiteten sich. Ich schob meine Brust nach vorne und mein Platzanspruch verdoppelte sich. Dieses neue Ich würde nicht mehr unsicher nach Worten suchen. Sie alle waren meine Diener, geschaffen, mich zu erfreuen. Immer weiter erhob ich den Kopf und breitete die Arme aus, wie ein aus dem Kokon schlüpfender Schmetterling, der sein Raupendasein ablegt. Aus mir war ein neuer Mann geworden, in voller Pracht stand ich da. Eine Kirlianfotografie hätte mich in gleißendes Licht getaucht gezeigt, ein Hochleistungsscheinwerfer inmitten von flackernden Kerzen.

Auf dem Weg zur Arbeit erkannte ich an den Reaktionen meiner Umwelt, dass sie meine Veränderung registrierten. In der dicht gedrängten U-Bahn bildete sich um mich ein menschenleerer Bannkreis. Obwohl ich erstmalig zu spät in die Konsumentenberatung kam, nahm ich mir Zeit, Kaffee zu holen. Diesmal wählte ich die Reihenfolge nach der Oberkleidung der Anwesenden: je kürzer die Wellenlänge der Farben, desto eher durften sie zu mir. Nur bei Orange machte ich eine Ausnahme, der Farbton war mir zuwider.

Kurz vor der Mittagspause kam Nadou in mein Zimmer. Seifig hieß ich sie willkommen: "Hallo Nadou. Wie geht es denn so? Was macht das Handy?" Sie strahlte freudig auf: "Na, so was, Sie können sich an meinen Namen erinnern." Ich hatte nicht einmal den Doppel-X-Gang einlegen müssen, Normalo-Modus mit Autopilot reichte.

"Klar. Jetzt sind wir mal nicht nicht formal. Ich heiße Jo."

Selbst meine Gesichtsmuskeln waren besser konditioniert, das Lächeln wirkte fast echt. Meine weit in den Raum reichenden Flügel wiesen der Nutte den Stuhl zu.

"Hübsch ist das, was du anhast." Lockeres, sehr tief ausgeschnittenes, pinkfarbenes Top. Knapp unter dem Busen abgeschnitten, viel Haut. Mein Soldat stand sofort Spalier. Weit unterhalb des Nabels, der gepierct war, wedelte ein kurzer Rock im gleichen Ton. An den Füßen abgestimmte Lackplateauschuhe. Die Nägel waren pinkfarben, ebenso wie ihr Lidschatten, Lippenstift und Rouge. Nach dem Pink Panther die Pink Pussy. Das Parfum war herrlich animalisch, nicht die Kaugummipampe, die ich erwartet hatte. Erdig, moosig, holzig, wie ein geiler Sarg.

Auf dem Stuhl sitzend beugte sie sich vor, scheinbar etwas am Schuh richtend. Ihr Top hing soweit von ihr weg, dass ich jede Zelle ihrer Nippel abzählen konnte. Dabei musterte sie mich unentwegt. Es machte sie heiß, die Schlampe. Spöttisch richtete sie sich auf. All die schönen Sachen sind nur für wahre Männer, nicht für dich, das war ihre Botschaft!

Das neue Wesen, das ich war, wollte sie. Hier und jetzt; in diesem Zimmer, auf diesem Tisch. Aber etwas stoppte mich. Die Metamorphose war beendet, meine neue Haut jedoch nicht ausgehärtet. An vielen Stellen schimmerte der weichliche, angreifbare Jo durch. Mehrdimensionale Impotenz schränkte mich ein. Hoffentlich würde sich das bald legen.

Betont neutral fragte ich sie: "Womit kann ich dir heute helfen?" Sie war verunsichert. Woran war sie bei mir? Kurzes Zögern, leerer Blick, wie ein Computer mit voller CPU-Auslastung. Sobald sie sich einen neuen Schlachtplan zurechtgelegt hatte, zwitscherte sie:

"Wissen Sie, ich meine weißt du, ich wollte mich wegen der Handyrechnung bedanken. Ich habe angerufen und den Brief geschickt. Anscheinend ist es jetzt in Ordnung. Meine Eltern haben mir ein Telefon erlaubt, aber nur mit Wertkarte, damit ich nicht soviel telefonieren kann. Das ist vernünftig, nicht wahr?"

"Gib mir deine Nummer. Dann kann ich bei der Telefongesellschaft nachfragen, falls es Probleme gibt." Die Pute zögerte kurz und willigte ein. ‚Putana‘ und ‚Pute‘, war mir nie aufgefallen die Ähnlichkeit. "In ein paar Tagen gebe ich dir Bescheid." Ich reichte ihr die Hand und hielt sie länger als nötig. Nein, es war zu früh. Sie blickte hilflos und ging schnell und wie benommen aus dem Zimmer, ohne sich an der Türe umzuwenden oder zu grüßen. Breit grinste ich über das ganze Gesicht und benetzte meine Lippen.

Ovid hatte sich durchgesetzt, Jo wäre das nie gelungen. Das war es: Meine neue Existenz hieß Ovid! Mein Evolutionssprung hatte sich einen neuen Namen verdient. Scheiß darauf, dass Ovid keine Metamorphosen durchlebt hatte. Er hatte darüber geschrieben. Außerdem war der Name leicht zu behalten. Kurzfristig würde ich den Namen ‚Jo‘ nach außen hin weiter verwenden. Innerlich war ich Ovid. Bei passender Gelegenheit könnte ich zukünftigen Vertrauten meinen neuen Namen mitteilen. Aus Jos Dunstkreis hatte es keiner verdient. Jos Pseudo-Doppel-X sowieso nicht. Ex-Angelika und Ex-Jo, ein Zombiepärchen.

Nach dem Mittagessen nahm ich Frau Malowas verschwörerisch beiseite und bemerkte leise: "Ich habe darüber nachgedacht. Über das, was sie mir über die Garidans-Staubsauger gesagt haben. Vielleicht sollten wir uns einen zulegen. Meine Frau verdient gut, zusammen können wir uns einen leisten. Die Firma steht aber nicht im Telefonbuch. Können sie mir weiterhelfen?"

Frau Malowas blickte angenehm überrascht:

"Der Erwerb von Garidans-Staubsaugern ist eine sehr exklusive Anschaffung. Sie werden die Verkaufsstellen der Firma natürlich nicht im Telefonbuch finden. Die einzige Möglichkeit, einen echten Garidans zu kaufen, ist über persönliche Empfehlung.."

Kritisch musterte sie mich über ihren Brillenrand und mit strengem Ton fuhr sie fort:

"Kann ich mich darauf verlassen, dass Sie ihre kindischen, unreifen Ressentiments überwunden haben? Dass Sie tatsächlich ein Spitzenprodukt der Technik erwerben wollen?"

Meine Worte hatten mich selbst überrascht. Ich wusste nicht, was Ovid beabsichtigte. Er hatte offensichtlich einen Plan, der sich mir bis jetzt nicht erschloss. Wachstumsbeschwerden. Ich nickte eifrig und bemühte mich, demütig auszusehen. Bewusst nützte ich das Image Jos als harmloser, kleiner Idiot. Frau Malowas fuhr fort:

"Ich werde meine Empfehlung an Garidans weitergeben. Wenn die Organisation Sie für würdig erachtet, wird sich ein Repräsentant mit Ihnen in der nächsten Zeit in Verbindung setzen."

Ehrlich überrascht blickte ich sie an.

"Das verstehe ich nicht, Frau Malowas. Die Konsumenten, die Garidans-Staubsauger gekauft hatten, wurden von wildfremden Vertretern an der Türschwelle angesprochen, ohne den Kontakt initiiert zu haben. Wie ist das möglich?"

Frau Malowas lächelte gönnerhaft:

"Herr Krall, diese Menschen wurden ohne ihr eigenes Wissen vorher weiterempfohlen. Wer zu Ihnen kommt, das sind die Fehler im System. Die Unwürdigen, die zu Unrecht vorgeschlagen wurden. Deswegen ist es so wichtig, genau darauf zu achten, wer durch Garidans-Staubsauger ausgezeichnet werden kann."

Erhobenen Kopfes schritt sie davon. Die Einteilung der Nachmittagskonsumenten führte ich diesmal nach Sympathiewerten durch. Es war eine anspruchsvolle Aufgabe und erforderte Ovids ganze Konzentration und sozialanalytische Fähigkeiten. Innerhalb weniger Sekunden musste ich eine beträchtliche Menschenmenge auf einer Sympathieskala einstufen. Nur wenige der Anwesenden waren sympathisch. Drollige Ratten im besten Fall. Die Mehrheit war schlichtweg verachtungswürdig, unter den Asseln anzusiedeln. Das Ergebnis überraschte mich. Für Jo waren seine Mitmenschen ohne Belang gewesen; automotive Hindernisse auf seinen Pfaden. Interessant lediglich, falls sie Jos Wege verstellten. Erstmalig dachte ich über sie nach.

Ovid hatte einen klaren Blick. Er sah die Realität, wie sie war. Kein Zerrbild seiner Wünsche, keine Projektion. Ovid war aus Platos Höhle getreten, in der sich Jo mit gesenktem Blick versteckte. Dieser verbesserte Mensch New Technology, der Mensch NT, sah mehr als die an die Wand geworfenen Schatten, er sah das Ding an sich. Die Unwissenden in meinem Vorraum waren nicht besser als Jo: Asseln im Staub der Geschichte.

Erkannten meine unbedeutenden Erdgenossen meine Bedeutung? Egal. Was kümmerte den Forscher die Meinung seiner Laborratten? Wichtig war seine Lebensaufgabe, auch wenn sie 10.000 Versuchstiere das Leben kosten würde. In Anbetracht des Entwicklungsunterschiedes zwischen den die Erde weiterhin bevölkernden Neandertalern und Ovid war der Vergleich zwischen Nobelpreisträgern und Mikroben passender. Wann hätte sich selbst ein Neandertaler beschwert, falls ein Wissenschaftler eine Petrischale vernichtete? Neandertaler fußten ihr Urteil in ihrer vorovidischen Beschränktheit auf instinktbasierten, gencodierten Messgrößen wie sexuelle Verfügbarkeit und Kindchenschema. Geschwollene Genitalien und große Augen bestimmten ihr Leben.

Was sollte ich mit ihnen machen? Falsche Frage. Sie waren Nutzwesen, ihr einziger Zweck bestand darin, mir zu dienen wie Legehennen oder Bakterienkulturen. Der Rand der Petrischale trennte mich für immer von ihnen. Über einfache Befehle hinausgehende Kommunikationsanstrengungen waren zum Scheitern verurteilt. "Trink, Friss, Fick", das verstanden sie, mehr nicht. In Wirklichkeit waren selbst diese Äußerungen überflüssig. Wenn ich ihnen Wasser, Essen oder erregte Artgenossen in die Zellen würfe, würden sie folgsam der entsprechenden nonverbalen Aufforderung nachkommen. Arrogante Bakterien waren sie, nicht mehr.

Jo hatte mit null Interesse an seiner Umwelt in seiner Einzelzelle gehockt. Ovid war anders, war sozial. Jo hätte keinerlei Probleme gehabt, zurückgebliebene Neandertaler auf seiner Entwicklungsstufe zu finden. Ovid wusste nicht einmal, ob seine Äquivalente existierten. War er eine einmalige Mutation oder ein unvermeidbarer Schritt auf dem Weg aus der Tierwelt?

Was wusste ich über die Existenz anderer NTs? Mit ziemlicher Sicherheit waren sie, wenn sie existierten, eine verschwindend kleine Minderheit. Persönlich kannte ich keinen bewusst. Folglich war ich auf die Transmissionsmechanismen der Neandertaler angewiesen. Ich musste Informationsmedien durchforsten, um von Neandertalern verfasste Wahrnehmungen des NT’schen Wirkens zu finden. Zurück in Platos Höhle, ich konnte ihr nicht entfliehen. Was würde Jo über Ovid schreiben? Was fiele Neandertalern an NTs auf? Es erinnerte mich an die Frage, wie ein zweidimensionales Wesen ein dreidimensionales beschreiben würde: eindimensional.

Vielleicht sollte ich zu dem Vergleich Forscher – Versuchstier zurückkehren. Wie würde eine Laborratte einen Laborhelfer beschreiben? Während des Experimentes erschiene er als wohlwollend und fürsorglich, denn er ernährte sie und sorgte für angenehme Temperaturen. Gelegentlich wäre sein Verhalten unverständlich, wenn er der Petrischale unbekannte Substanzen zuführte. Über seine Grausamkeit, die Kultur am Ende des Versuchs mittels Desinfektionsmittel zu töten, konnte mangels Überlebenden keiner berichten. Für die Mikroben war der Laborant allmächtig, grausam, liebevoll, fürsorglich und nicht nachvollziehbar in seinen Handlungen. Für Versuchstiere war es zweckrational, ihn mit Respekt und Aufmerksamkeit zu behandeln. Beißende Ratten wurden als erste am lebendigen Leib ohne Betäubung aufgeschnitten.

Die Charakterisierung traf auf zwei Gruppen zu: Despoten und Götter. Ein Despot war kein höheres Wesen, sondern ein Primus inter Pares, dem es gelang, die gesellschaftliche Organisationsstufe und die Gunst der Stunde optimal zu nutzen. Er war der Alphapavian, der alle Weibchen besteigen konnten, aber definitiv keine neue Evolutionsstufe. Seine Kinder waren genauso beschränkt wie die anderen, keine NTs.

Blieben die Götter als mögliche NTs und potenzielle Ovids. Hier passte die genetische Komponente: Die Kinder von Göttern unterschieden sich in den Mythen substanziell von anderen Menschen. Die Ahnung der Möglichkeit eines NTs fand sich bereits in den Steinzeitkulturen. Die Wahrnehmung der Götter, der NTs, war unvermeidbar geprägt durch die Perspektive der Plato’schen Höhlenmenschen, der Neandertaler. In der Steinzeit waren die Götter folglich Riesenbären und fette Frauen mit tausend Brüsten. In der Antike ähnelten sie den Angehörigen der Königshäuser. Seit der Erfindung des unumschränkten Herrschers in Ägypten hatte sich der Monotheismus durchgesetzt. Nach des Pharaos Ebenbild schufen die Israeliten IHN. GOTT war der Laborhelfer der Mikroben in der Petrischale.

Wussten die Israeliten wirklich etwas? Oder hatten sie nur fantasiert? Vielleicht hatte Moses in der Wüste eine Erleuchtung gehabt, vielleicht nur einen Sonnenstich. Trotzdem: Hier begann die Spur. War der von Jesaja 730 v. Chr. vorhergesagte Messias in Wirklichkeit der erste NT? War das die Basis des Christentums und der geheime Hintergrund der jüdischen Kabbala und des Golems? Hatten islamische und christliche Mystiker davon erfahren und versucht, durch alchemistische Bemühungen ein Gegengewicht zu setzen? War der Stein der Weisen, der Versuch, NTs durch frühe Gentechnologie zu erzeugen? War dies das innerste Geheimnis der Freimaurer: der Versuch, den NT zu erschaffen?

Oder waren dies verzweifelte Bemühungen von Neandertalern, die echten NTs nachzuäffen und folglich zum Scheitern verurteilt? Wie Affen, die auf eine Computertastatur schlugen und dennoch nicht das beste Bananenshakerezept googeln konnten. Es war den Affen genetisch nicht möglich, ihre Gattungsgrenzen zu überspringen. Genauso wenig wie es den Neandertalern gelingen konnte, NTs zu werden. Nur ich selbst war auserwählt worden. Warum und wie, das konnte ich nicht erklären. Wo sollte ich andere NTs finden? War ich zu einem Leben in Einsamkeit verurteilt?

Die Neandertaler meldeten sich. Klopfen an meiner Bürotür. Seit mein letzter Konsument vor einer Stunde das Büro verlassen hatte, war ich gesessen und hatte vor mich hin gebrütet. Routiniert und ungeduldig waltete ich meines Amtes. Etwaige Kritik an der langsamen Abwicklung und meiner Weiterbildungspause erstickte ich im Keim. Nach der Arbeit ging ich in mein Fitnesscenter Gewichte stemmen. Es war unbefriedigend. Für den dumpfen Jo hatte die primitive Tätigkeit gereicht, Ovid brauchte geistige Kost. Meine Synapsenspalte, von ihren Verkrustungen befreit, klapperten begierig. Die Neuronen in brachliegenden Teilen meines Gehirns knüpften neue Verbindungen und ein Heißhunger auf geistige Kost durchdrang mich. Heute war es zu spät, morgen würde ich mein Wachstumsprogramm fortsetzen.

Zu Hause angekommen fand ich das Simulacrum von Jos Frau vor. Es saß telefonierend im Wohnzimmer. Als es mich sah, verabschiedete es sich von seinem Gesprächspartner (Corinne?) und legte auf. Nervig, mit diesem Plasmaklumpen wortlos unter einem Dach zu wohnen. Ich erinnerte mich an die Bedienungsanleitung. Dem Ding waren meine Handlungen natürlich egal, aber ich wollte keinen Verdacht erregen. Es sollte nicht wissen, dass ich die Auswechslung bemerkt hatte. Mein Körper setzte sich neben die Pseudo-Doppel-X und nahm ihre Hand. Mein Mund schlug Versöhnung vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

Es war zuerst sprachlos. Sein Körper sperrte sich, doch es erinnerte sich an die Regeln. Um sich zu tarnen, wurde es weich und kuschelte sich an mich. Nach einigen Minuten leisen Geplauders endete in dem Arbeitsspeicher des Gerätes das Schmuseprogramm. Es folgte das Sexprogramm, wie bei einer Waschmaschine das Schleudern auf die Hauptwäsche. Fast hätte es sich verraten, denn es zog sich etliche Meter von mir entfernt aus. Sobald es sich an den Zweck der Entkleidung erinnerte, wendete es sich mir pflichtschuldig zu. Die volle Wucht des von ihm ausgehenden Gestanks traf mich. Schnell schloss ich meinen Mund und hielt den Atem an. Wie zwei irrsinnige Roboter wackelten, stießen, griffen, geiferten, spritzten und saugten wir. Die ganze Zeit sah ich uns von außen zu. Die Geräusche der Doppel-X waren perfekt mit dem jeweiligen Programmabschnitt synchronisiert. Geübt täuschte sie eine Frau vor, die einen Orgasmus vorspielt, doppelte Blendung. Mein Körper sah lächerlich aus, als er kam. Mir ekelte vor den beiden.