Die letzten Rätsel des Steinlachtals 1 von 3 - Neues von der Belsener Kapelle by Michael Gauger - HTML preview

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Der Stier

Eine besondere Verehrung von Stieren fand im Europa des 12. Jahrhunderts nicht statt. Wenn aber ein Stier neben einem Orion/Osiris/Nimrod abgebildet ist, hätten wir es mit antiker Mythologie zu tun, die sich schon seit den alten Sumerern und Babyloniern – also ab ca. 3000 v. Chr. auch in Sternbildern finden lässt, die wir noch heute benützen.

Als Sternbild steht der Stier am Himmel über dem Orion, ganz wie auch am Giebel der Kapelle.

Ein Bezug zum persisch-römischen Mithraskult, der vor allem bei Legionssoldaten beliebt und lange der gröβte Rivale des Christentums war, lässt sich hier zwar kaum herstellen. Auβer über die Pleyaden, die ebenfalls in der Belsener Kapelle, nämlich im Tympanon, abgebildet sein könnten, siehe dazu weiter unten.

Die Alten Ägypter haben im Stier aber auch eine Verkörperung des Osiris gesehen69, und mit ihren Stieropfern denn auch Osiris selbst beklagt70.

Im Sternbild des Stieres finden sich auch die Pleyaden, ein in allen Kulturen und Epochen wichtiges Sternbild, u.a. als Kalendergestirn.

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Sind im Tympanon über der Eingangstüre die Plejaden abgebildet?

Die 7 Sonnen auf der linken Seite des Kreuzes im Tympanon könnten zwar für die 7 damals bekannten Planeten stehen, wie Jürgen Meyer anmerkt71; aber ebenso für das Siebengestirn der Pleyaden72, welches schon seit der Bronzezeit in Riten und Kultus der Menschen eine groβe Rolle spielte (z.B. auf der bekannten «Himmelsscheibe von Nebra», wie auch auf Rollsiegeln der alten Babylonier und Assyrer, bis hin zu den Azteken, Prärie-Indianern und Aborigenes73).

Die Pleyaden befinden sich am Himmel inmitten des Sternbildes Stier. Und genau dort wäre es gewesen, wo im antiken Sternenhimmel der «Göttersohn» Mithras dem Stier den Dolch in den Hals gestoβen hätte!

In der griechischen Mythologie sind sie die 7 Schwestern, Töchter des Titanen Atlas, die, weil Orion ihnen nachstellt, von Zeus in Tauben verwandelt und an den Himmel versetzt wurden, wo Orion sie noch heute jagt.

Die Pleyaden hatten im Altertum auf der ganzen nördlichen Halbkugel aber auch ganz praktische Bedeutung: jedermann konnte mit ihrer Hilfe ohne viel astronomisches Wissen den Zeitpunkt von Saat und Ernte bestimmen. So hielt der griechische Dichter Hesiod um 700 v. Chr. fest: „Wenn das Gestirn der Plejaden aufsteigt, dann fang an mit dem Mähen, und pflüge, wenn sie versinken“74

Die Pleyaden hatten in der Antike aber auch immer einen Bezug zur Zahl 40 (weil sie für 40 Tage nicht zu sehen sind; siehe auch weiter unten bei «Lichtscharten»), was im christlichen Kontext für Jesu 40-tägiges Fasten in der Wüste (und das parallele 40-tägige Fasten vor Ostern), und im alttestamentlichen Kontext für die 40 Jahre steht, die das Volk Israel mit Mose durch die Wüste zog, ebenso für die 40 Tage, die Moses auf dem Berg Sinai verweilte75.

Ebenso war König Salomo (wie schon sein Vater David) 40 Jahre an der Macht!

Und König Salomo wurde ja auch immer wieder nachgesagt, dass er nicht nur der «Zauberei»76, sondern auch der Sternenkunde77 frönte! Und die Erbauer der Belsener Kapelle wohl auch

Im Alten Ägypten standen die Pleyaden ebenfalls für Osiris bzw. wurden mit diesem verbunden78.

Zudem sah man damals im 40-tägigen Verschwinden der Pleyaden vom (sichtbaren) Sternhimmel eine Zeit des Fernbleibens von Osiris, für welche auch schon Fasten vorgeschrieben war79.

In der Bibel werden die Pleyaden dreimal erwähnt80. Auch im Alten Griechenland und Ägypten wusste man, dass die Pleyaden für 40 Tage nicht zu sehen sind, weil von der Sonne überstrahlt.

Und hat das auch gleich mythologisch «verwurstet».

Dass gerade am 24. Juni, dem Festtag des Hl. Johannes des Täufers, die Plejaden wieder auftauchen81, spräche einerseits für deren Codierung auf der linken Seite des Eingangs-Tympanos, andererseits wäre das wieder ein starkes Indiz für eine Bauherrschaft der Templer, wird ihnen doch eine besondere Verehrung des Täufers nachgesagt. Er war aber auch Schutzpatron der Johanniter, welche aber in der Region erst ca. 200 nach dem Bau der Belsener Kirche auftauchten, siehe vorne. Jedenfalls ist unsere Belsener Kapelle dem Johannes geweiht (sei es nun dem Täufer oder dem Evangelisten, beide wurden am 24. Juni gefeiert). Schon die Verbindung der Pleyaden 23

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mit dem Festtag des Hl. Johannes des Täufers (der ja in Wasser taufte, wo die Täuflinge dann ebenfalls wieder «auftauchten»), ist augenfällig.

Also würden im Firmament des Tympanons die Plejaden (links) zunächst für 40 Tage verschwinden, bevor sie zum Festtag des Hl. Johannes am 24. Juni (rechts) wieder auftauchen!

Die Grafen von Zollern (welche die Region zur vermutlichen Bauzeit der Kapelle beherrschten) stellten später mehrere Mitglieder des Johanniterordens und des Deutschen Ordens, bei letzteren sogar schon vor der Vernichtung der Templer 131482 (was zeigt, dass sie keine zu den Johannitern oder Deutschrittern «geflüchteten» Templer waren). Es bliebe aber immer noch eine Lücke von fast 200 Jahren! Waren die Zollern um 1150 bei den Templern, oder diesen zugetan? Einiges spräche dafür, wie ich dann im 2. Artikel zeigen will.

Oder zeigt derselbe Tympanon den Sirius?

In Altägypten, vor allem in Heliopolis («Sonnenstadt») wurde Horus/Sirius als das «göttliche Kind»

oft mit einem Kreuz(!) auf einem Obelisken dargestellt83. Dieser Obelisk könnte hier durch den ganzen Eingangsbereich symbolisiert sein, den das Kreuz (wessen auch immer) dann krönt… Der Sirius wiederum steht aber auch für Isis, Horus’ Mutter. Und Osiris als «Vaterfigur» hätten wir ja dann im «Groβen Bel» darüber fixiert.

Sirius und Orion etc. sind gem. Oswald Kubiena ja auch gerade um Weihnachten (Geburtstermin auch des Horus und des Mithras) durch die Lichtscharten in der südlichen Wand zu erspähen, vermutlich zur Geburtstags-Bestimmung (25. Dezember). Der Grund, warum gerade am 25.

Dezember Weihnachten gefeiert wurde, war AUCH, weil Julius Cäsar die Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche («Äquinoktium») auf den 25. März gelegt hatte (Geburt nach 9 Monaten Schwangerschaft), dazu dann unten mehr, bei «Sonnenloch».

Das wusste aber auch die vorher schon erwähnte «frühchristliche PR» zu nutzen, weswegen der Geburtstag des Heilands praktischerweise auf den 25. Dezember gelegt wurde.

Auch im Alten Testament kommen der Orion und die Plejaden nicht zu kurz: Das wissenschaftliche

Bibellexikon im Internet :: bibelwissenschaft.de

Holografische Darstellungen?

Sirius? Die Plejaden? Eine 7-er und 12-er Symbolik? Oder sind es zur Rechten des Kreuzes im Tympaono 13 «Halbmonde»? Was wieder für eine 7-er und 13-erSymbolik spräche. Möglicherweise müssen wir den Tympanon (wie auch die Figuren im Giebel) als vielschichtige, als «holografische»

Darstellungen verstehen, also gilt vielleicht auch alles miteinander.

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Mit anderen Worten: Oswald Kubiena (siehe S. 4) bemerkt, dass man den vielschichtigen Symbolen der Kapelle mit «integralem Schauen» begegnen sollte, was auf dasselbe hinausläuft

Der Groβe und der Kleine Hund

Nicht nur Orion wurde von Hunden begleitet, auch der persisch-römische Mithras. Einerseits hätten wir die Sternzeichen des Groβen und des Kleinen Hundes, und ganz wie am Sternenhimmel links neben dem Orion. Der Hund steht aber auch für Sirius, genauer: Sirius ist ein Teil des Sternbilds. Er wird darum auch seit jeher «Hundsstern» genannt. Sein Aufgang am Horizont markierte im Altertum die heiβesten Tage des Jahres, weshalb wir ja noch heute von dieser Periode als den «Hundstagen» reden84.

Hunde gelten auch als Templersymbol, prangt doch auf vielen Grabmälern von bestatteten Tempelrittern ein Hund zu ihren Füβen. Manche sehen darin eine Bezugnahme auf Sirius85, mithin Isis.und Horus.

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Okkultisten nannten den Sirius (eigentlich ein Doppelstern) auch „Sonne hinter der Sonne“86, noch deutlicher hier:

„Zu behaupten, dass Sirius für die Hermetischen Orden „wichtig“ sei, wäre eine grobe Untertreibung.

Der Hundsstern ist nicht weniger als der Mittelpunkt der Lehren und der Symbolik der Geheimgesellschaften. Der ultimative Beweis für diese Tatsache: viele Geheimgesellschaften sind eigentlich nach dem Stern benannt.“

(Quelle: vigilantcitizen.com, von 2012)

Im folgenden Filmbeitrag von Roel Oostra wird die «Mythos Osiris-Theorie» des Autors und Bauingenieurs Robert Bauval vorgestellt, wo dieser auch näher auf die zentrale Bedeutung des Sirius für die Alten Ägypter eingeht. Der Sirius stand nicht nur für Horus (siehe S. 24), sondern auch für dessen Mutter Isis87. Der Mythos Osiris - Pyramiden Mystery Doku Deutsch - YouTube

Wir hätten – neben Osiris/Orion im «Groβen Bel» - mit Sirius und Isis im «Kleinen Bel» also die gesamte göttliche Dreieinigkeit der Ägypter abgebildet. Wobei wir den Mythos von den Templern als «Geheimgesellschaft» eingangs ja schon etwas geradegerückt haben Nichtsdestotrotz finden wir an der Belsener Kapelle mehrfach deutbare (okkulte) Symbole, mutmaβlich von Templern. Aber aus anderer als «geheimbündlerischer» Absicht, siehe «Absicht von okkulten Symbolen» auf S. 17.

Der persisch-römische Mithras (alias Horus-Sirius-Tammuz) hatte – so nebenbei - als Begleiter ebenfalls immer einen Hund, und wurde entsprechend dargestellt.

Bild: Mithras-Statue, ca. 100-200 n. Chr., heute im Louvre Paris, aus wikipedia commons, «Serge Ottaviani» 2013, rechts unten der begleitende Hund

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Über den «Sternzeichen-Figuren» am Giebel selbst prangt aber noch ein groβes Kreuz (wohl um dessen Dominanz zu demonstrieren), während darunter, über dem Tympanon des Eingangs, eine kleine Figur, der sogenannte «Kleine Bel» zu sehen ist. Er krönt sozusagen den Tympanon, der ebenfalls mittig ein groβes Kreuz enthält.

Bild oben: der «Kleine Bel» über dem Eingangstympanon 2007

Bild unten: Detail derselben Figur von 2023; Fotos vom Autor

Dieses Kreuz, welches das Firmament stützt, könnte ebenfall für Sirius/Horus stehen, denn mit einem Kreuz auf einer Säule (genauer: einem Obelisken) wurde er auch in Altägypten dargestellt, wie schon auf S. 24 beschrieben! Also vor dem Beginn des Christentums war das Kreuz schon früh ein universelles Symbol. Trotzdem sehen wir hier ein christliches Kreuz, was aber auch die Doppelbödigkeit unterstreichen könnte…

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