Die letzten Rätsel des Steinlachtals 1 von 3 - Neues von der Belsener Kapelle by Michael Gauger - HTML preview

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Das Sonnenloch

Sonnenlöcher an Kirchen sind durchaus nicht ungewöhnlich, i.d.R. sogar mit Lichtspielen bei Tag-Nachtgleichen88, wie auch in der Belsener Kapelle. Durch das Sonnenloch der Belsener Kapelle scheint Licht auf den Eingangsbereich der Kirche (den Tympanon), NICHT auf den Altar. Es machte wenig Sinn, wenn Gläubige sich zur Messzeit minutenlang umdrehen müssten, um dieses Lichtspiel zu betrachten. Auβer es hätte sich in der Belsener Kapelle so verhalten wie in dieser schmucken Kirche in Ostfrankreich, wo die Gläubigen mit dem Rücken(!) zum Altar sitzen, und das Kruzifix wackelig an die Wand gelehnt ist – warum auch immer (ab Min. 2.50): Satanic

Templars turning their backs to Christ on Reversed Chairs in Ancient Knights Templar Chapel -

YouTube Sitzen die Gläubigen in der Belsener Kapelle heute also quasi «falsch herum»? Waren Stühle oder Messbänke früher vielleicht hier auch dem Eingang zugewandt, um die Lichtspiele besser betrachten zu können? Das ist jetzt natürlich spekulativ, aber auch in der Kapelle von Belsen hätten Gläubige dem Heiland den Rücken zuwenden müssen, um das Lichstspiel des Sonnenlochs zu betrachten. Auβer sie wäre kein Gotteshaus, sondern eine Art elitäres

«Vereinsheim» gewesen, siehe dazu auf der nächsten Seite. In der Kirche vom obigen Video jedenfalls finden aktuell keine «normalen» Messen oder Gottesdienste statt! Wenn überhaupt.

Wir haben ja ergänzend dazu auch keine Hinweise darauf, dass vor 1846 in Belsen überhaupt Gottesdienste bzw. Messen gefeiert wurden, siehe auf der nächsten Seite.

Wie uns Jürgen Meyer mitteilte89, wurde mittels geodätischer Messungen bestätigt, dass durch das Sonnenloch offenbar genau zu den beiden Tag- und Nachtgleichen am 21. März und 22. September durch das Sonnenloch ein Lichtpunkt auf die Rückseite des Eingangs-Tympanons fiel. Wobei ein von der Sage überliefertes «Lichtkreuz» auch bei Tests im 19. Jh., wo das Sonnenloch extra

«freigelegt» wurde, nicht zu sehen war. Aber vielleicht am 25. März?

Denn auch was den Frühlings- bzw. Herbstpunkt angeht, haben wir es aufgrund der Taumelbewegung der Erde («Präzession») mit einer Verschiebung durch die Jahrhunderte zu tun.

Oder anders gesagt: der heutige Frühlingspunkt am Himmel ist wohl nicht derselbe von 1100 oder vom Jahre 1

Das «Sonnenloch» in der Ecke rechts über dem Altar, Foto vom Autor 2023

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Warum ist das Frühlings-Äquinoktium auch für Christen so wichtig?

Zur Zeit Jesu wurde das Frühlings-Äquinoktium am 25. März begangen, weil Cäsar das kurz zuvor in seinem «Julianischen Kalender» so gelegt hatte. Woraus dann auch folgte, dass Sol invictus, der «Unbesiegbare Sonnengott» der Alten Römer (übernommen von Persien und Ägypten – Horus

& Mithras) am 25. Dezember seinen Geburtstag hatte (9 Monate der Schwangerschaft), siehe «PR-Tricks der frühen christlichen Missionare». Und nicht am 21. Dezember, der eigentlichen Wintersonnenwende, die lange zuvor in alten Kulten seit der Bronzezeit weitherum gefeiert wurde.

So stand der 25. März in der Folge auch für das Datum der Verkündigung des Herrn an Maria90, und zugleich für Jesu Kreuzigung91, also für den Beginn von Jesu Fleischwerdung wie auch für dessen (vorläufigen) Tod am Kreuz. Und zwei groβe Kreuze zieren ja auch unseren Westgiebel!

Beim Thema «Verkündigung des Herrn an Maria» dürfen wir nicht vergessen, dass die groβen kämpfenden Ritterorden (wie auch Deutschritter und Johanniter) glühende Marienverehrer waren, allen voran die Templer! Und all diese kämpfenden Orden haben auch das Kreuz auf sich genommen: Armut, Keuschheit, Gehorsam (bis in den Tod), was auch groβe Opfer- und Leidensbereitschaft um des Heilands Willen miteinschloss!

Ebenso wurde am 25. März einer Vision des Propheten Hesekiel gedacht, in der ihm von Gott der Neue Tempel gezeigt wurde (Hesekiel 40).

Vielleicht war aufgrund der Präzession unserer Erde die rätselhafte «Kreuzerscheinung», die das Sonnenloch am Tympanon hervorrief, an einem 25. März? Wer weiβ?

Wirklich eine Kirche?

Da die Belsener bis 182492 keinen eigenen. Leutpriester oder Pfarrer hatten, und zur Messe immer nach Mössingen pilgern mussten, welchen Sinn macht dann - zudem eine mittelalterliche - Kirche auf einem Hügel in Belsen? Wenn sie doch nicht zur damals üblichen Messe genutzt werden durfte (auβer für gelegentliche Gottesdienste im Sommer93)? Viel, wenn sie (also der stehende Bau, nicht die Vorgängerbauten) ursprünglich nicht als «Kirche» diente, sondern eher als elitärer Versammlungsort, als eine Art kurioses «Vereinsheim» Worum dann auch verständlicherweise bald Gerüchte gekocht hätten… denn besondere «Messen» oder Rituale will ich den Templern hier nicht unterstellen…

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2) EIN «RELOAD» DES SALOMONISCHEN TEMPELS?

Eine Kirche als Vergegenwärtigung des Salomonischen Tempels zu bauen, war schon seit den frühen Tagen des Christentums beliebt94, sogar mitsamt Nachbildungen wichtiger Tempelbestandteile wie der Menorah (des siebenarmigen Leuchters), der Bundeslade oder des

«Ehernen Meeres»95; das Gesamtgebäude dann als Art «Präfiguration» Christi oder christlicher Sakramente gedacht96. Damit wäre eine symbolische Anlehnung der Belsener Kirche (wenn sie denn wirklich als Kirche erbaut wurde, siehe letzte Seite) an den Salomonischen Tempel durchaus denkbar. Und wie wir im Folgenden sehen werden, sind die «Salomonischen Säulen» am Eingang der Kapelle und der Eigenname der Templer, der sie ja als echte «Salomonsritter» aufweist, nicht die einzigen Attribute des Salomonischen Tempels, die wir in und um die Kapelle finden…

Bild: Eingang der Kirche auf der Westseite, gekrönt von einem symbolbeladenen Tympanon, und dem sogenannten «Kleinen Bel», Foto vom Autor 2007

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