Halbwelt by Eftos - HTML preview

PLEASE NOTE: This is an HTML preview only and some elements such as links or page numbers may be incorrect.
Download the book in PDF, ePub, Kindle for a complete version.

 

(XXI) Über Stock und Stein

Derweil ist Svennedy in einer emotionalen Ausnahmesituation gefangen. Seit geschlagenen drei Stunden hüpft sie durch die wilden Wälder der Provinz Lyporo, jenseits des Altrosa.

Sie schlägt viele Haken, versucht instinktiv Ihre Spuren zu verwischen. Oftmals läuft sie ganze Strecken durch Bachläufe wo Fußspuren nur einige Sekunden überleben.

Die Hilfsschwester des Bergsanatoriums ist dermaßen mit Ihrer Flucht beschäftigt, dass Sie die schlafende Patchara Petch-a-boon auf Ihrem Rücken kaum wahrnimmt.

Doch dann, im allerersten zarten Blau der Morgendämmerung ist es letztendlich soweit: Sie Spürt eine Bewegung hinten, Patchara wacht langsam aus Ihrer Narkose auf.

Die junge Diplomatin wird ganz schön durchgerüttelt, hier auf der Schulter Ihrer Retterin, ein Zeichen dafür wie stark die Medikamente der so genannten ‚Testperson‘ waren.

Patchara blinzelt verstört in die verschwommene Gegend. Svennedy rennt dabei unvermindert weiter. Patchara Petch-a-boon versucht zu sprechen, bringt jedoch kein einziges Wort über die Lippen. Die Fähigkeit zu sprechen wird durch die Psychopharmaka noch unterdrückt.

Die Schülerin des Alanis konzentriert sich, sammelt alle Energie. Durch schier unmenschliche Anstrengung quetscht sie schließlich ein leises "Hullo Stop!" mit letzter Kraft hervor.

Die zweite Hilfskrankenschwester stoppt daraufhin tatsächlich. Behutsam setzt Sie Ihren Passagier auf den Waldboden ab.

"Trink den Trank musst geschwind du. Das spült Wachwerden herein." Nach diesen wohlgewählten Worten beginnt Sie in einem Affenzahn mit beiden Händen Wasser in Richtung Patcharas Gesicht zu schaufeln. Tatsächlich erreicht auch ein Bruchteil davon Ihren Mund.

Nach ewigen dreißig Sekunden plärrt diese jedoch verzweifelt "Stopp! Blubb Schluß!" Wie ein begossener Pudel sitzt die junge Diplomatentochter auf dem Moos und reibt sich das Gesicht. Sie schüttelt Sich. Trotz alledem hat Sie die morgendliche Dusche wieder ein Stück mehr zurück in die Realität geholt.

Zeit sich diese seltsame Krankenschwester mal genauer zu betrachten: "Wo bin ich? Wer bist du?" fragt Sie verwirrt.

"Guten Hallo, bin ich Svennedy" ist die prompte Antwort "du bist wer?" Zwei neugierige Augen strahlen Sie an.

"Ich bin Patschala" antwortet Patchara Petch-a-boon erleichtert "Wo sind wir?"

"Sind wir bestimmt im Walde. Weg fort davon. Auf den Fersen uns sicher sind die Anderen!" entgegnet Svennedy.

"Mein Gedächtnis… Ist ausgelöscht! Ich war doch auf dem College?! Was ist nur passiert?" Patchara ist verzweifelt.

"Keine, Nein Schule!" Svennedy schüttelt den Kopf "Sanatorium im warst du Altrosa. Rausgeflogen wir sind beide Anschlag mit oh Gewalt!"

"Weiter, Reise schnell und fein. Hinfort die in Sicherheit."

Patchara rappelt Sich auf: "OK, dann nehm mich bitte wieder hinten rauf!" Gesagt, getan, Svenney nickt und weiter geht die Flucht, immer höher dem Rinnsal folgend.

Zeit zum Nachdenken. Patchara sammelt sich. Eigentlich ist es sogar recht gemütlich hier hinten. Plötzlich stoppt ihr Taxi mit einem erfreuten "Oh".

Svennedy hat einen Strauch mit leckeren Septemberbeeren entdeckt. Mit einem Wahnsinnstempo grabscht Sie das schmackhafte Obst aus dem Strauch. Bald ist ein keiner Beerenhügel auf dem trockenen Waldboden entstanden.

Dann lassen es sich beide schmecken. Dieser Snack tut unvergleichlich gut. Das Gift wird langsam aber sicher aus Patcharas Körper geschwemmt, Ihr geht es zusehends besser.

Hier weit oben wird der Baumbestand allmählich lichter, die Bäume kleiner. Es gibt bereits freie, unbewaldete Zonen.

Patchara hat einen Geistesblitz, sie schaut Ihrer neuen Freundin tief in die Augen: "Du sag mal Svennedy, hast du eigentlich einen Comm?"

Erstaunt antwortet die angesprochene: "Klar Comm habe ich. Bin Hilfskrankenschwester die Zweite. Aber bitte!"

Sie reicht Patchara Ihr Handy. Schlaue Svennedy! Abgeschaltet, unortbar.

Patchara verfolgt einen gewagten Plan. Auch wenn es unmöglich ist Prinz Henley zu Westerburg mit einem Ruba-Comm zu kontaktieren, selbst wenn man die 20stellige Hex-Adresse des Endgerätes auswendig kennt, so bleibt noch eine andere Alternative.

Svinenysh. Auch die Hardware-Adresse seines Comm ist Patchara wach im Gedächtnis. Nach der Chloroform-Attacke  sind zwar alle kurzfristigen Gedanken ausgelöscht, kein Antidepressiva der Welt kann jedoch Langzeiterinnerungen so einfach ausradieren. Ein Umstand der jetzt Leben retten kann.

Allerdings birgt der Plan eine Gefahr: Entdeckung. Patcharas Telematik-Künste sind gefragt: Drei Zellverstärker sind in Reichweite. Einer davon ist das Altrosa. Er funktioniert noch auch wenn Lyporo-Hill II das wesentlich nähere default-relay ist.

Nach sorgfältiger Prüfung entschließt Sie es zu wagen. Svino befindet sich höchstwahrscheinlich in Gesellschaft Mikkel Silvas. Mit ein bisschen Glück kann Henley Sie schneller ausfindig machen als die Schärgen des Sanatoriums.

Ist die lokale Security dort überhaupt auf diesen Sonderfall vorbereitet? Wahrscheinlicher ist das Spezialkräfte angefordert werden müssen.

So geschieht es das eine junge Diplomatin auf der Flucht, tief im Exil, fast an der Baumgrenze weit hinten in der Provinz Lyporo, einen maskierten Schicht-1 Kontakt zu einem ganz bestimmten Klassenkameraden aufbaut.

Hoffentlich trifft ihre Nachricht auf offene Ohren.