Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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7.  Einmal gelogen 




In alten Tagen lebte auf dem Lande ein ungeratener junger Kerl. Jeden Tag ging er in die Berge, um Holz zu machen, und er wollte seinen Freunden und den Erwachsenen einen Schreck einjagen. »Ein Tiger!« schrie er. Die Jungen, die mit ihm zusammen Holz machten, sprangen unter Hilferufen auf und liefen davon, und auch die Großen ließen ihre Tragen zurück und rannten weg. Jedoch die Leute, die auf den Feldern arbeiteten, und auch die im Dorf, als sie hörten, ein Tiger sei aufgetaucht, griffen sich Stöcke und kamen herbeigelaufen, um denen, die in den Bergen Holz machten, zu helfen. 

Kein Tiger war da, und die jungen Leute waren alle in Sicherheit. Die Dorfleute erfuhren, daß dieser Querkopf, der ungeratene junge Kerl, gelogen hatte. Sie schimpften ihn aus und gingen an ihre Arbeit zurück.

Am nächsten Tag war der junge Kerl wieder am gleichen Berg, um Holz zu machen. Keine Freunde waren dabei, allein machte er Holz. Eine Weile hatte er gearbeitet, als hinter einem großen Felsen hervor plötzlich ein Tiger auftauchte. Der junge Kerl schrie: »Ein Tiger!« — aber weil er die Leute einmal genarrt hatte, gab es niemanden, der ihm zur Hilfe gekommen wäre, und so war er dem Tiger ausgeliefert.

Das will heißen- wenn man einmal belogen wird, läßt man sich ein zweites Mal nicht täuschen.