Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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13.  Von der Ehefrau lernen




In alten Tagen lebte ein vornehmer Herr mit viel Dienerschaft, aber seine Diener trieben zu viel Unsinn, er war es fast leid, das mit anzusehen. Einmal war er auf seinem Pferd unterwegs, da sah er, daß einer der Diener, der sich selbst gern den Anschein eines großen Beamten gab, zwar mit seinem eigenen Herrn kein Wort sprach, aber andere Leute, wenn er nur jemanden von weitem sah, anschrie: »Mach Platz! Mach dich fort!«

Als seine Frau einmal solches Benehmen mit ansah, war sie sprachlos. Als ihr Mann nach Hause zurückkehrte, sagte sie: »He! Warum machst du denn so was? Zu deinem eigenen Herrn sprichst du kein einziges Wort, gibst dich ganz würdevoll, daß man sagen hört, du seist wer weiß wie vornehm. Aber wenn du weit entfernt andere Leute siehst, dann schreist du: >Komm her! Mach dich fort!< Wenn du jemand siehst, kannst du leise sprechen, und wenn dir jemand Platz machen soll, wird er das auch tun, wenn du leise darum bittest. Also, was schreist du, schreist du immer so herum?«

Als der Diener alles angehört hatte, was seine Frau ihm vorwarf, erschien es auch ihm selbst, daß er wirklich übertrieben hatte. Von da an wurde der Diener ein ganz anderer Mensch, er tat nicht mehr so vornehm, und selbst wenn jemand nahe an ihm vorbeiging, sprach er nur leise mit ihm.

Sein Herr sah es eine ganze Zeitlang mit an, daß sein Diener ein ganz anderer Mensch geworden zu sein schien, doch eines Tages fragte er ihn: »Du, warum bist du denn so geworden?« »Ach, ich bin doch gar nicht anders geworden« — dies und das sagte er, und dann erzählte er doch auch alles, was seine Frau zu ihm gesagt hatte.

Der Herr hörte sich das an, dann meinte er: »Ich war auch drauf und dran, dir etwas Ähnliches zu sagen. Deine Frau hat dir gut geraten, nun richte du dich auch gut danach.«

Später ist der vornehme Herr befördert worden, und er wollte gerade diesen Diener als Amtsschreiber anstellen.

Der König erfuhr das. »Wo es doch so viele Leute gibt, was müßt Ihr da ausgerechnet jemanden ohne Rang und Namen als Amtsschreiber anstellen?« Der Beamte erklärte es: »Ja, das war so und so, dann ist er ein anderer Mensch geworden, und obwohl er keinen Rang und keinen Namen hat, möchte ich ihn zum Amtsschreiber machen.«

Als der König die Geschichte zu Ende gehört hatte, war auch er einverstanden. So ist ein Diener, weil er eine gute Frau bekommen hat, durch die Tugend seiner Frau zu einem guten Leben gekommen.