Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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15. Drei Zeichen




In alten Tagen lebte einmal in einem Dorf ein über alle Maßen freundlicher Herr. Was er nur in seinem eigenen Haushalt entbehren konnte — damit mußte er anderen helfen, ob es nun arme Menschen waren oder solche, denen Unrecht zugefügt worden war. Er setzte sein ganzes Leben dafür ein, zahllosen Menschen zu helfen. Doch da kam eines Tages völlig unerwartet ein Bote aus der anderen Welt, und der sagte: »Du gehst mit in die andere Welt!«

Aber der Mann dachte, es gebe noch so viele Dinge, die er zu tun habe, und so folgte er voller Zorn dem Boten in die andere Welt. Ohne sich auch nur einen Atemzug lang Ruhe zu gönnen, protestierte er beim König der anderen Welt. »Ich habe ein ganzes Leben lang immer ein gutes Herz gehabt, habe nur dafür gelebt, allen bedauernswerten Menschen das zu geben, was sie suchten. Und ich hatte mir in meinem Herzen nicht nur ein- oder zweimal vorgenommen, auch weiterhin auf diese Weise zu leben. Und nun hat man mich in die andere Welt abberufen! Hätte man mir da nicht wenigstens im voraus Bescheid geben müssen?«, so sprach er vorwurfsvoll.

Der König der anderen Welt meinte, das sei anders als erwartet, doch dann stellte er ihm eine Gegenfrage: »Wie ist es, hat man denn nicht auch dir dreimal zu verstehen gegeben, daß die Zeit nahe ist, zu der man dich in die andere Welt abberufen würde?«

»Dreimal, sagt Ihr? Nicht ein einziges Mal hat man mir etwas mitgeteilt!«

»Nein, nein! Ganz deutlich hat man es dich dreimal wissen lassen. Als du alt und älter geworden bist, da sind zuerst die Augen allmählich immer schwächer geworden. Das war das erste Zeichen, und dann, dann ist als nächstes ein Zahn nach dem anderen ausgefallen. Das war das zweite Zeichen. Ja, und dann, dann sind deine Ohren taub geworden — das war das dritte, das letzte Zeichen. Konntest du da denn nicht fühlen, daß die Zeit näherkommen würde für deinen Abruf in die andere Welt?«