Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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44. Fasan, Taube und Elster




Irgendwo in den Bergen lebten ein Fasan, eine Taube und eine Elster friedlich zusammen. Ein schlechtes Jahr traf sie schwer, sie hatten nichts mehr zu essen, nichts war zu finden. Sie beratschlagten miteinander und beschlossen, die Mäuse aufzusuchen.

Zuerst ging der Fasan fort, um sie zu besuchen. Doch der Fasan hatte die Mäuse immer verachtet. Nach seiner Gewohnheit sprach er nicht besonders höflich mit ihnen: »He, ihr! Seid ihr noch nicht Katzenfutter geworden? Jetzt ist der Fasan gekommen, gebt was zu essen raus!«

Ein Mäusemädchen, das gerade in der Küche aufs Feuer aufpaßte, wurde ärgerlich. Also rannte sie hinaus, und mit der ganz schön heißen Feuerzange schlug sie dem Fasan auf die Backen.

»Kommen und von anderen was zu essen verlangen und dann so reden — ist das eine Art? Selbst wenn ich was zum Wegwerfen hätte — für dich habe ich nichts!«

Der Fasan fühlte seine Backen an, wo er eins draufbekommen hatte, schmachvoll mußte er das Feld räumen. Was noch heute auf der Backe des Fasans rot ist, das ist nichts anderes als die Narbe von damals, als er von der Maus geschlagen wurde. Als zweite ging die Taube, die Mäuse aufzusuchen. Aber auch die Taube dachte genauso schlecht über die Mäuse. »Ihr Mäusegesindel! Ihr habt doch Reis zusammengestohlen! Ich bin gekommen, ein wenig davon abzubekommen, gebt was her!« schrie die Taube.

Das Mäusemädchen wurde wieder ganz schön ärgerlich, mit der Feuerzange schlug sie der Taube fest auf den Kopf. Was heute am Kopf der Taube blau ist, das ist der blaue Fleck von diesem Schlag damals, der ist nicht mehr weggegangen.

Als dritte sollte die Elster gehen. Sie dachte darüber nach, wie es denn zu machen sei, um nicht etwas wie der Fasan und die Taube abzubekommen. Vor der Tür zum Mäusehaus zog die Elster den Kopf ein und bat ganz unterwürfig: »Hallo! Eure Exzellenz, Herr Mäuserich! Dieses Jahr ist ein schlechtes Jahr, der Mühsale sind nicht wenige. Wenn Ihr etwas zu essen habt, könnt Ihr nicht vielleicht ein wenig abgeben davon?« Aus dem Haus kam eine Maus heraus. »Es ist zwar nicht so, daß wir nichts geben könnten, aber man sagt, du lebst mit dem Fasan und der Taube zusammen, dann gibt es nichts!« — »Aber was sagt Ihr denn da?« unterbrach sie die Elster. »Von so jemand habe ich noch nie gehört!«

»Wenn das so ist, dann komm rein!« sprach die Maus zufrieden und gab der Elster was zu essen heraus. Nicht nur das, das Mäusemädchen lachte. »Du siehst nicht nur gut aus, deine Art zu sprechen ist auch ganz süß!«