Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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51.  Der grüne Frosch




Irgendwo lebte einmal ein grüner Frosch, der gar nicht gehorsam war; wenn ihm die Froschmutter irgendetwas befahl, machte er gleich genau das Gegenteil. So brachte er seine Mutter zur Verzweiflung. Hieß sie ihn nach Osten gehen — er lief nach Westen. Hieß sie ihn in die Berge gehen und Holz machen — er spazierte zum Flußufer hinunter und spielte den ganzen Tag im Wasser. Das war die Art dieses ungezogenen Sohnes. Hieß sie ihn am Fluß Fische fangen — er stieg bestimmt in die Berge und lungerte dort den ganzen Tag herum, kam erst, wenn die Dunkelheit einbrach, zurück. Immer wieder ermahnte ihn die Mutter, redete ihm gut zu, aber er hörte überhaupt nicht auf sie.

Die Froschmutter wurde alt, eine Krankheit befiel sie, es sah so aus, als ob sie bald sterben müßte. Sie selbst wußte, daß der Tod nahe war, und machte sich nur noch über eines Sorgen. >Was ich ihm auch gesagt habe, dem Kerl, immer hat er genau das Gegenteil gemacht. Wenn ich ihm sage, er soll mich nach meinem Tod auf einem Berg begraben, dann wird er mich sicher unten am Fluß beisetzen ...<, solche Gedanken quälten sie.

Dann rief sie den Sohn herbei. »Du, wenn ich einmal tot bin, dann begrabe mich ja nicht oben auf dem Berg, setzt mich unten am Fluß bei«, so bat sie ihren Sohn. Wenige Tage später starb sie wirklich.

Der Sohn besann sich darauf, worum die Mutter ihn vor ihrem Tod gebeten hatte. Daß er zu ihren Lebzeiten immer das Gegenteil von dem getan hatte, was sie von ihm wollte, bedauerte er jetzt zutiefst, wie sehr schmerzte ihn das! Er dachte sich: >Wenigstens ihren letzten Wunsch muß ich befolgen< — und so begrub der grüne Frosch seine Mutter am ruhig fließenden Strom.

Ein paar Tage später gab es einen Regentag, voll Schmerz dachte er an seine verschiedene Mutter, er machte sich Sorgen, das Regenwasser könnte vielleicht das Grab der Mutter wegschwemmen. »Kaegol, kaegol«, weinte er.

Immer in der Regenzeit machen sich die Froschkinder Gedanken darüber, das Grab ihrer verstorbenen Mutter könne weggeschwemmt werden. »Kaegol, kaegol«, weinen sie. Das hat seine Ursache darin, daß es diesem einen grünen Frosch zu spät leid tat, daß er, solange seine Mutter lebte, nie auf ihr Wort gehört hatte.