Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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58. Der Affenteich




Dies ist eine Geschichte aus der Paekche-Zeit. In der Nähe des Affenteichs, von dem hier erzählt wird, lebte ein Jäger. Jeden Tag streifte er in den Bergen umher und jagte.

Eines Tages sah er im Schatten eines Baumes ein seltsames Tier, und als er das genauer betrachtete, war es ein Affe. Er legte einen Pfeil auf seinen Bogen, zielte und wollte gerade schießen, da bemerkte er, daß es ein Weibchen war, und neben ihr — da saß ein Affenkind und weinte. Er fing die beiden mit einem Netz und nahm sie mit sich nach Hause. Dort zog er den kleinen Affen auf, so lange pflegte er ihn, bis der Affe sich gut an ihn gewöhnt hatte und ihm überallhin nachlief. Sogar das kleine Kind des Jägers, das noch an der Mutterbrust trank, trug der Affe in seinen Armen und auf dem Rücken herum. Als einmal die Jägersfrau zum Wäschewaschen hinausgegangen war, wollte der Affe auch so etwas wie Wäsche waschen. Er ging zum Ofen, holte einen Topf mit heißem Wasser herunter und goß das Wasser über das kleine Kind. Als das fürchterlich zu schreien anfing, halbtot war es, erschrak der Affe, nahm das Kleine auf den Arm und verschwand mit ihm irgendwohin. Als der Jäger und seine Frau nach Hause zurückkamen, waren ihr Kind und der Affe verschwunden. Überall liefen sie herum und suchten die beiden, aber es war alles umsonst, sie konnten sie nicht finden.

Ein paar Tage vergingen, da hörte der Jäger in einem Bergtal seltsame Stimmen. Schnell lief er dorthin — es gab da einen kleinen Teich, an dessen Ufer sah er viele, viele Affen dicht beieinandersitzen. Das Kind des Jägers hielten sie im Arm und spielten mit ihm. Im Augenblick sprang der Jäger herzu, riß sein Kind an sich. Die Affen glaubten sich angegriffen, verschreckt stoben sie auseinander und liefen davon.

Seltsam — die schweren Brandwunden des Kleinen waren alle verheilt, wie war das möglich, dachten sich Vater und Mutter. Doch als sie das Wasser des Teichs genau untersuchten, da fanden sie, daß das heilkräftiges Wasser war. Der Affe hatte, als er das Kind mit dem heißen Wasser begoß, gleich gemerkt, daß er einen Fehler gemacht hatte, schnell war er mit dem Kind zu dem von Natur aus heilkräftigen Teich gelaufen und hatte es dort in dem Wasser gebadet. So konnte das Kind wieder genesen. — Deswegen haben die Leute später diesen Teich den Affenteich genannt.