Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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74. Den Hut suchen, die Schuhe suchen




Früher einmal gab es einen jungen Mann, der war in Trauer. Irgendwohin war er eines Tages unterwegs, lief und lief, da mußte er mal. Um es sich bequem zu machen, wollte er vorher seinen großen Trauerhut absetzen. Gerade da stand am Wegesrand ein langer, dünner Stock. Darauf hat er seinen Trauerhut gehängt. Aber das war gar kein Stock, das waren Hals und Kopf eines Kranichs. Kaum hatte der Mann den Hut daraufgehängt, erschrak der Vogel und flog zum Himmel auf.

Der Mann lief hinterdrein, dem Kranich nach, um ihn zu fangen und seinen Hut zurückzubekommen, er lief bis auf einen Hügel hinauf — und blieb in einem Loch hängen. Seine Hose verlor er, weil er hängengeblieben war, und seine Schuhe auch. Weil er nun in seiner Blöße nicht gut weitergehen konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als zu warten, bis es dunkel wurde. Dann lief er zum Haus der Schwiegereltern, das in der Nähe lag.

Dort feierten gerade die Schwiegereltern irgendein Fest miteinander. Die Schwiegermutter fragte: »Mein Gemahl! Seid Ihr in guter Stimmung?« — »Ich könnte zum Himmel auffliegen, so froh bin ich!« sagte der Schwiegervater. Eben da kam der Schwiegersohn dazu. »Dann könnt Ihr ja auch gleich mal nach meinem Hut suchen!«

Der Schwiegervater fragte seine Frau: »Und du, hast du auch deinen Spaß?« — »Ich könnte vor Freude in der Erde versinken!« — der Schwiegersohn freute sich mit ihr. »Wenn Ihr schon in die Erde versinken wollt, dann könnt Ihr Euch ja eben auch mal nach meinen Schuhen umsehen!« sagte er, und beides paßte ganz gut ...