In alten Tagen lebte irgendwo auf dem Lande ein Bauer. In dieser Gegend gab es viele Füchse, die oft Menschen verzauberten, und die Menschen dort hatten deshalb kein leichtes Leben.
Also wollte dieser Bauer Füchse fangen und stellte an einer Wegkreuzung, wo oft Füchse vorbeikamen, eine Falle. Obendrauf streute er Bohnen und Sesamkörner. Eines Tages geschah es. Ein alter Fuchs, der in allen Weltgegenden herumgelaufen war, sah, daß da was zum Essen war, und weil er Hunger hatte, ging er auf die Falle zu. Kaum hatte er angefangen zu fressen, schon war er mit den Vorderpfoten hineingeraten und konnte sich nicht mehr bewegen, er jaulte und jaulte.
Der Bauer, der die Falle gestellt hatte, kam mit dem Gedanken: >Mal sehen, ob vielleicht schon so ein Kerl von Fuchs gefangen ist oder nicht< — und als da wirklich ein alter Fuchs mit den Füßen festhing und sich abmühte, freizukommen und wegzulaufen, da suchte der Bauer einen großen Prügel, mit dem er den Fuchs erledigen wollte.
Da erkannte der Fuchs, was geschehen würde, und um sein Leben zu retten, verwandelte er seine Gestalt. Ja, er verwandelte sich in einen vornehmen Gelehrten dieses Dorfes, einen Hut auf dem Kopf, im Munde eine lange Tabakspfeife, in der Hand den Spazierstock.
Der Bauer, der die Falle gestellt hatte, war näher gekommen, und als da, wo er doch einen alten Fuchs vermutet hatte, wider Erwarten plötzlich der vornehme Gelehrte aus dem Dorf war, erschrak er heftig. Er verbeugte sich, grüßte. »Gelehrter Herr, woher seid Ihr denn gekommen, daß Ihr da hineingeraten seid?« fragte er.
Der in den gelehrten Herrn verwandelte Fuchs blitzte mit den Augen und schrie: »Du Kerl du! Weil du auf diesem Weg, wo vornehme Herren verkehren, so was gemacht hast, muß ich das erleben! Du bist schuld! Wie kann ich denn jetzt hier weitergehen? Schnell, Kerl, mach mich los! Meine Fußgelenke schmerzen, daß ich es nicht mehr aushalten kann!« — so schimpfte er den Bauern aus.
Der Bauer dachte, es sei wirklich der vornehme Gelehrte, der im Dorf lebte, er fühlte sich schuldig, sprang hinzu und half ihm aus der Falle. »Vergebt mir, ich habe Euch doch so etwas nicht absichtlich zugefügt. Man sagt, daß dies ein Weg ist, auf dem oft Füchse hin und her laufen. So habe ich hier die Falle gestellt, um Füchse zu fangen. Daß es nun aber dazu gekommen ist, daß Euch heute solches Unglück widerfahren mußte! Bitte, behandelt mich mit Großmut.«
Unter vielen Verbeugungen bat er so um Vergebung.
Kaum waren seine Füße aus der Falle befreit, verwandelte sich der Fuchs in seine eigentliche Gestalt zurück, heulte auf, rannte davon, nicht ohne noch ein paarmal zurückzustarren. Der Bauer wußte — für diesmal hatte ihn der Fuchs hereingelegt. Er war völlig durcheinander, aber da half alles nichts. >Dieser Kerl von Fuchs ist sicher schon viele Jahre alt, daß er die Menschen so gut täuschen kann. Jetzt weiß ich Bescheid, das war nicht der Gelehrte. Selbst wenn es ein noch höherer Herr gewesen wäre, ich hätte zuschlagen sollen, es ist wirklich zu schlimm! Das nächste Mal, wenn etwas in die Falle geht, wenn es nur in der Falle drin ist, dann muß ich zuschlagen!< So ganz in Gedanken versunken kehrte er nach Hause zurück.
Ein paar Tage, nachdem das alles geschehen war, hatte eines Tages der vornehme Gelehrte aus dem Dorf wirklich etwas zu erledigen. Bei Tagesanbruch machte er sich auf den Weg und geriet in die Fuchsfalle, wo er mit den Füßen hängen blieb. Nicht nur, daß der vornehme Herr erschrocken war, nein, seine Fußgelenke waren eingeklemmt, und weil es so weh tat, schrie er, was er konnte, in Richtung Dorf: »Hilfe, zu Hilfe!« Der Bauer, der die Falle gestellt hatte, hörte die Stimme, er eilte herbei, um nachzusehen, und als da wie beim letzten Mal der vornehme Gelehrte in die Falle gegangen war, da freute er sich richtig.
»Richtig! Der Fuchs ist gefangen! Diesmal werde ich dich erwischen, ich kenne jetzt deine Schliche!« rief er und sprang mit einem großen Prügel herbei. Ging hin und schlug einfach drauflos. Der vornehme Gelehrte, dessen Füße gefangen waren und ihm weh taten, mußte nun auch noch Schläge mit dem großen Prügel einstecken. Er schrie: »Der Kerl da, der schlägt einen alten Mann tot!« — der Bauer hörte gar nicht hin, er rief: »Du Kerl von einem stinkigen Fuchs! Schon beim letzten Mal hast du dich in den vornehmen Gelehrten verwandelt und mich getäuscht, du willst mich doch nur wieder hereinlegen! Du hast dir zu viel vorgenommen, diesmal wird es nichts damit!« und schlug weiter kräftig zu. Für den vornehmen Gelehrten war das schlimm. »Oh! Oh! Der Kerl ist verrückt geworden! Am Ende werde ich irgendwie sterben, wenn der so weiterschlägt. Sehe ich denn wie ein Fuchs aus? Nein! Ich bin ein Mensch! Es tut weh, ich sterbe, hör endlich auf, mich zu schlagen!« schrie er.
Dieses Schimpfen hörten die Leute im Dorf allesamt.
Sie wollten wissen, was da los war — und fanden den vornehmen Gelehrten fast zu Tode geprügelt. Und der Bauer, der die Falle gestellt hatte, der hatte sich wegen eines alten Fuchses zweimal getäuscht.