Märchen aus Korea by tr.Hans-Jürgen Zaborowski - HTML preview

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90.  Von dem Alten, der Geschichten so gern hatte




In alten Tagen, da hatte ein Alter Geschichten, ganz gleich welche, so gern, daß er sich immer Geschichten erzählen ließ, und jedesmal, wenn er eine Geschichte gehört hatte, steckte er sie in einen kleinen Topf.

Eines Tages stand sein Diener im Innenhof, als irgendwoher eine Stimme zu hören war, und als er ihr sein Ohr lieh, da war es doch so, daß diese Stimme aus einem Topf heraustönte: »Morgen früh wird der Sohn dieses Hauses heiraten, und da wollen wir uns rächen. Uns so einzusperren! Du verwandelst dich in eine Erdbeere, und ich will mich in eine Melone auf dem klaren Wasser verwandeln.«

Am nächsten Morgen, als ein anderer Diener den Esel mit dem Bräutigam führte und gerade weggehen wollte, bestand der Diener, der das so flüstern gehört hatte, darauf, selbst mitzugehen, und so kam es dazu, daß er ging. Sie waren noch nicht weit gekommen, als da tatsächlich eine Erdbeere, groß wie eine Faust, auftauchte. Der Bräutigam verlangte danach und bettelte, der Diener solle sie pflücken, doch er lehnte das glattweg ab. »Das geht nicht!«

Als sie wieder ein Stück weitergegangen waren, da schwamm eine kleine Melone oben auf dem klaren Wasser. Der Bräutigam war ziemlich durstig geworden, und so verlangte er nach Wasser, doch der Diener holte ihm keines, zog nur einfach den Esel weiter. Als der Diener wieder nach Hause zurückgekehrt war, erzählte er dem Alten, was geschehen war, und da erschrak der Alte, machte den Topf auf. »Die sind da drin wie zuvor, was erzählst du denn da?« — so hat er ihn noch ausgeschimpft.