DIE GESCHICHTE VOM DUMMEN KIND
Einst lebte auf dem Lande ein Mann namens Pä (= Birne). Er hatte einen Sohn, der ziemlich verblödet war. Als nun im Hause eines Verwandten ein Todesfall vorgekommen war, schickte Vater Pä den Jungen dorthin zur Totenehrung und sprach: »Du bist recht dumm. Wenn du nun zufällig auf dem Wege jemand treffen solltest, der dich nach deinem Namen fragt, wie mußt du dann antworten?«
Der Junge besann sich und sagte: »J sopang«[147]. Der Vater wies ihn nun zurecht und sagte, er heiße doch »Pä« und übergab ihm nun eine Birne, damit er sich leichter an seinen Namen erinnern könne. Sodann unterwies ihn der Vater noch eingehend, wie er sich bei der Totenehrung zu benehmen habe: »Höre genau auf den Klageruf des leidtragenden Sohnes, mache deine Kniefälle und benimm dich so wie die übrigen Leidtragenden!« Dann schickte er ihn fort und erinnerte ihn nochmals an die Birne, die der Sohn eingesteckt hatte.
Pä sopang nahm nun oftmals auf dem Wege die Birne heraus, betrachtete sie und sagte vor sich hin »Pä sopang, pä sopang«. Allmählich aber wurde er durch den langen Weg durstig, es war nämlich ein sehr heißer Tag, und ohne weiter zu denken, aß er die Birne, deren Saft tatsächlich ein durststillendes Mittel darstellte.
Der Junge hielt nunmehr nur noch den Stil in der Hand. Als er nun im Hause des Verwandten anlangte und nach dem Namen gefragt wurde, blickte er rasch auf den Stiel in seiner Hand und sagte: »Herr Stiel!«
»Ausgezeichnet!« unterbrach Herr Kim die Erzählung. »Ausgezeichnet!«
»Die Geschichte ist noch nicht aus«, fuhr Herr Pak fort, »höre weiter! «
Der Junge stellte sich also vor mit »Herr Stiel«. Verwundert schauten alle Anwesenden einander an, denn den Namen »Tschoktschi« hatten sie noch nie vernommen. Sie führten sodann den Jungen in das Totenzimmer zur Totenklage. Zufällig war aber gerade niemand da, der sein langgezogenes »Aigo, aigo« gerufen hätte, und so wußte der Knabe nicht, was er sagen sollte. Als er nun seinen Kniefall machte, hörte er daußen eine Katze miauen. Nun rief auch er »aiong, aiong«. Natürlich mußten alle trotz der Trauer fürchterlich lachen. Jetzt erinnerte sich der Junge, daß ihm sein Vater geraten hatte, er solle alles nachmachen, was die anderen tun würden, und er lachte gerade heraus, so daß ihm die Tränen kamen.
Der Hausherr hatte nun Mitleid mit dem Jungen, nahm die außergewöhnliche Totenklage an, konnte sich aber auch weiterhin vor Lachen kaum halten und entließ den Knaben reich beschenkt.
Jetzt rieb sich Herr Kim die Hände vor Vergnügen und sagte: »‚Gegen Dummheit ist kein Ginseng gewachsen‘, heißt es im Sprichwort — und ‚Schmerz und Scherz wohnen im gleichen Zimmer‘. Kennt mein älterer Bruder übrigens die einfältige Geschichte vom Pferdeschwanz?«
»Ich kenne eine Erzählung von der Fasanenfeder, doch nicht vom Pferdeschwanz«, antwortete Herr Pak.
»So höre denn«, meinte Herr Kim,